© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Wenn der Staat Pleite macht, sind seine Bürger pleite
Wirtschaftsliteratur: Der Börsenspezialist Roland Klaus plädiert für konsequente wirtschaftliche Selbstverteidigung in Zeiten von Finanz- und Euro-Krise
Marco Meng

Krisenbücher haben Konjunktur. Viele Autoren tun so, als wüßten sie, wann und warum unser Finanzsystem untergehen und vor allem wie die Zukunft aussehen wird. Angesichts all der gigantischen Rettungsschirme für Banken und den Euro fragt auch der Börsenspezialist Roland Klaus: Wie wirkt sich das alles auf meinen Geldbeutel, mein Leben, meine Zukunft aus?

Es spricht allerdings für Klaus, daß er nicht behauptet, er habe auf alle Fragen eine Antwort. Dem Leser bietet er aber viele Fakten, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können. Für ihn steht fest: Wer ständig dauerhaft schlecht arbeitende Banken und Staaten rettet, verzockt den eigenen Wohlstand. Das Geld, das heute in die „Rettung“ des Euro fließt, könnte morgen bei der Rente fehlen. Daher sei es höchste Zeit für die ganz persönliche wirtschaftliche Selbstverteidigung! Denn, so Klaus’ These, wer sich heute noch auf die künftigen Leistungen des Staates verläßt, könnte bald verlassen sein: „Wenn der Staat Pleite macht, dann geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger“, das wußte schon der Berliner Bankier Carl Fürstenberg (1850–1933).

Der erste Teil des Klaus-Buches ist eine faktenreiche Bestandsaufnahme: Wachsende Schuldenberge und vergreisende Bevölkerung grenzen die Handlungsmöglichkeiten der westlichen Industriestaaten zunehmend ein. Renten, Gesundheit oder Bildung – dem Staat fehlt immer mehr das Geld für seine Aufgaben. „Die Leistungsfähigkeit des Staates wird sinken, wir werden Staatsverarmung erleben“, warnt Klaus. Statt sich auf seine eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, muß der Staat immer mehr Steuereinnahmen für Zinsen ausgeben. „Wir stehen vor einem Pulverfaß, dessen Explosivität nicht unterschätzt werden darf“, schreibt der Autor.

Ein pessimistisches, aber durchaus realistisches Bild. Warum sowohl Eigeninitiative als auch Bildung mehr denn je gefragt sind, ist klar. Besonders anschaulich schildert Klaus das expansive Gelddrucken durch die Notenbanken. Das flutet Geld zu künstlich niedrigen Zinsen die Märkte, gepaart mit einer Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien wie der Haftung. Klaus befürchtet, daß Deutschland sich mit der Euro-Rettung übernimmt und damit der Sozialstaat, wie wir ihn kennen, Vergangenheit sein wird. Im zweiten Teil finden sich viele Empfehlungen – sowohl für das Szenario einer massiven Inflation wie auch des Gegenteils (Deflation). Wobei Klaus jedoch zugibt, es gebe „kaum Ratschläge, die für alle und jeden passen“.

Als letzter Ausweg der Selbstverteidigung bleibt die Flucht. Ist Auswandern eine Lösung? Für diejenigen, die sich gar mit dem Gedanken tragen, Deutschland gleich ganz den Rücken zu kehren, bietet der dritte Teil des Buches (Gastautor Tobias Karow) konkrete Empfehlungen. Zehn Länder werden empfohlen. Unter anderem werden Norwegen, Uruguay und Singapur in puncto wirtschaftliche Stabilität, Zukunftsfähigkeit und gesunde Demographie analysiert. Wobei das ölreiche Land der Wikinger am besten abschneidet. Das sozioökonomische Gebilde des skandinavischen Landes gilt als modern und solide. Beispielsweise ist dort für die 46 Wochen Elternzeit der Frau voller Lohnausgleich garantiert, gleichfalls gibt es für jedes Kind einen freien Kindergartenplatz.

Kein Wunder, daß Norwegen eine der die höchsten Geburtenraten Europas aufweist. Doch Auswandern ist nur eine Notlösung, die Probleme müssen hier gelöst werden. Es wäre zu wünschen, hiesige Politiker würden sich das Kapitel „Norwegen“ zu Herzen nehmen – um das Schlimmste doch noch zu verhüten und uns das Auswandern zu ersparen.

Roland Klaus: Wirtschaftliche Selbstverteidigung – Schützen Sie sich und Ihre Familie. Kopp Verlag, Rottenburg 2011, gebunden, 315 Seiten, 19,90 Euro

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