© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Peder Jensen gilt als„Vordenker“ Anders Breiviks. Nun erscheint sein erstes Buch auf deutsch
Der Fjordman
Manfred KLeinehartlage

Als nach dem Massaker von Oslo erstmals ein Foto des Mannes veröffentlicht wurde, auf dessen Schriften der Attentäter Anders Breivik sich – zu Unrecht – berufen hatte, dürfte bei manchem die Überraschung groß gewesen sein: Breiviks „Lieblingsschriftsteller“ sah so ganz anders aus, als man sich auf der Linken einen Rechten vorstellt; dagegen bedurfte es nur wenig Phantasie, sich Peder Jensen, den das Internet bis dahin nur als „Fjordman“ gekannt hatte, als den Mitarbeiter einer sozialen Einrichtung vorzustellen, der er in der Tat war, bis seine durch die Anschläge erzwungene Enttarnung ihn die Stelle kostete.

Der 36jährige Jensen ist ein gelernter, kein geborener Konservativer. Er stammt aus einem Elternhaus, das das von ihm kritisierte linke Establishment geradezu verkörpert. Wie viele aus der islamkritischen „Counterjihad“-Szene wurde er als Linker sozialisiert und revidierte erst durch die Konfrontation mit dem Islam sein politisches Weltbild. Wendepunkt seiner politischen Biographie war der 11. September 2001, den er in Kairo erlebte: Nicht die Tatsache, daß neunzehn Muslime den Anschlag verübt haben sollten, sondern daß Millionen ihn bejubelten, ließ ihm, der in Kairo Arabisch studiert hatte, den Islam in einem neuen Licht erscheinen.

Seit 2005 bloggt der Norweger als „Fjordman“ und hat mit seinen kulturkritischen Artikeln Hunderttausende, wenn nicht Millionen Leser erreicht. Seine Wirkung beruht darauf, daß er es nicht bei der Islamkritik beläßt; sondern fragt: Warum läßt man den Islam gewähren? Fjordman seziert nicht nur die islamische, sondern auch und vor allem die eigene Kultur: Er diagnostiziert einen selbstmörderischen Masochismus, infantile Illusionen und seichte Geschichtsvergessenheit und schreckt nicht davor zurück, die Verantwortlichen in den eigenen Reihen auch beim Namen zu nennen.

Über die Jahre wurden Fjordmans Essays in dem Maße düsterer, wie er mit seinen Fragen immer tiefer bohrte. Was als Islamkritik begonnen hatte, hat sich zu einer fundamentalen Zivilisationskritik ausgeweitet, die seit dieser Woche erstmals auch hiesige Leser in seinem ersten Buch auf deutsch nachlesen können.

Ursprünglich proamerikanische Akzente sind bei Fjordman einem radikalen Antiglobalismus gewichen, nach dem die Islamisierung Europas nur eine Sekundärinfektion ist. Die Krise unserer Zivilisation, so Jensens Fazit, ist das Produkt einer als Selbstverständlichkeit akzeptierten „One World“-Ideologie und reicht daher tiefer. Die Eliten des Westens setzen alles daran, gewachsene Strukturen und Identitäten einer Utopie zu opfern, deren Unmenschlichkeit sich, wie bei ihren Vorläufern, erst dann entpuppen wird, wenn es zu spät ist.

 

Manfred Kleine-Hartlage ist Mitherausgeber des eben erschienenen Buches „Fjordman. Europa verteidigen. Zehn Texte“ (Edition Antaios)

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