© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Lesereinspruch

Bogen überspannt

Zu: „Roßtäuscher“ von Ronald Gläser (JF 48/11)

Der Furor gegen die programmatischen Aufweichungen in der CDU ist ja berechtigt. Aber im Fall des Berliner Koalitionsvertrags haben Sie den Bogen etwas überspannt.

Daß die Union mitregieren will, kann man ihr doch wirklich nicht vorwerfen, dazu tritt sie schließlich als Partei bei Wahlen an. Niemand mit einem politischen Anspruch will in die Opposition, denn die ist „Mist“, wie Franz Müntefering einst so treffend feststellte.

Ein Koalitionsvertrag ist kein Grundsatzprogramm, Abstriche von eigenen Wünschen und Wahlversprechen müssen da – auch vom mündigen Bürger – einkalkuliert werden. Daß Frank Henkels Schwarze mehr Federn lassen mußten als Klaus Wowereits Rote, entspricht dem Sitzverhältnis im Abgeordnetenhaus. Für die Reste des noch nicht durchgrünten Bürgertums in der Hauptstadt hat sich die Situation nach der Wahl (leicht) verbessert.

Wer mit dem Wagen zur Arbeit muß (Stichwort: Autobahnausbau) oder schulpflichtige Kinder hat (Stichwort: Erhalt des Gymnasiums), der sieht das Erreichte eben mit anderen Augen.

Ernst Bötel, Berlin

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