© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

Haltungsnote
Nobler Spender
Christian Schwiesselmann

Über die Unwirtlichkeit unserer Städte“ (Alexander Mitscherlich) ist viel geschrieben worden – die Schuldigen für die Tristesse aus Beton, Glas und Stahl im Nachkriegsdeutschland sind bekannt: eine unheilvolle Allianz moderner Architekten, naiver Städteplaner und willfähriger Politiker.

Daran hätte sich bis heute nichts geändert, gäbe es nicht Männer wie Hasso Plattner. Der 1944 in Berlin geborene Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP hat sich nicht nur als Wissenschaftsmäzen einen Namen gemacht, sondern auch als Förderer des Potsdamer Stadtschlosses. Vor kurzem schoß der Multimilliardär, der bereits 20 Millionen Euro für die Wiederherstellung der Knobelsdorffschen Fassade gespendet hatte, 1,6 Millionen Euro nach. Viele engagierte Potsdamer Bürger und der Verein Potsdamer Stadtschloß hätten sich nachdrücklich für ein originalgetreues Kupferdach eingesetzt, erklärte ein Sprecher Plattners in der Berliner Morgenpost. Der Sohn eines Augenarztes aus Hermannstadt in Siebenbürgen wollte es daran nicht mangeln lassen, schließlich hatte er doch das Land Brandenburg vertraglich auf eine größtmögliche „Wiederannäherung des Landtagsgebäudes an Gliederung und Erscheinung der äußeren Fassade des Potsdamer Stadtschlosses“ verpflichtet.

Anders als die derzeitige rot-rote Landesregierung – die vermutlich aus Angst vor „preußischem Militarismus“ von einem „Landtagsneubau“ spricht – hat Hasso Plattner erkannt, daß Orte von ihrer Geschichte leben. Detailgetreue Restaurationen von Kriegsschäden müssen nicht zwangsläufig in ein historistisches „Disneyland“ münden. Was in Danzig oder Warschau funktioniert hat, kann auch in Potsdam gelingen, denn Touristen stimmen mit den Füßen ab. Plattners Engagement dürfte sich für die Landeshauptstadt in barer Münze auszahlen.