© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Aufgeschnappt
Provozierende Seeschlacht
Matthias Bäkermann

Seine überlebensgroße Statue befindet sich nahe des Regensburger Rathauses am Zieroldsplatz. Dennoch haben viele  Touristen Schwierigkeiten, Don Juan d’Austria historisch näher einzuordnen. Die lokale Atheistenvereinigung „Bund für Geistesfreiheit“ (BfG) sieht gleichwohl in dem Denkmal einen Integrations-Stolperstein für alle in der Donaustadt lebenden Türken. Immerhin konnte der uneheliche Sohn des berühmten Kaisers Karl V., den er mit einer Handwerksmeistertochter während des Reichstags in Regensburg zeugte, 24 Jahre später als Flottenchef der „Heiligen Liga“ 260 Schiffe des Ali Pascha auf den Meeresgrund schicken oder erbeuten. Die Seeschlacht von Lepanto brach 1571 den Unbesiegbarkeits-Mythos der Osmanen.

Außerdem, so kritisiert der BfG in der Mittelbayerischen Zeitung, stehe das 1978 zum 400. Todestag eingeweihte Denkmal für den berühmten Sohn der Stadt „für die Verteidigung des Christentums gegen den Islam“. Deshalb lud der BfG am vergangenen Samstag  ins „Freigeistige Zentrum“ zur Diskussion ein: „Wie können wir dies ändern in ein Symbol der türkisch-deutschen Freundschaft, der Völkerverständigung allgemein? Vielleicht ein Denkmal für Deserteure? Für einen Friedensnobelpreisträger, vielleicht für Willy Brandt?“ Die Beschlußlage wollte BfG-Vorsitzender Erwin Schmid der JUNGEN FREIHEIT auf Anfrage leider nicht verraten.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen