© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Hände weg!“, JF 46/11

Europäische Union degeneriert

Wie in Ihrem Beitrag über die „Brüsseler Goldfinger“ beschrieben, würde das kriminelle Verpfänden der Bundesbankreserven in den finanziellen „Selbstmord Deutschlands“ münden. Das Verhalten der sogenannten Euro-Retter, die in Wirklichkeit verantwortungslose Euro-Vernichter sind, läßt nur einen Schluß zu: Diese degenerierte Europäische Union, die systematisch Deutschland wirtschaftlich vernichtet, hat keine Existenzberechtigung mehr und muß wieder aufgelöst werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Nie mehr konservativ“ von Christian Vollradt, JF 46/11

Glaubensfundament entzogen

Die CDU und auch unsere christliche Kirche, die katholische wie die evangelische, leiden akut an denselben Symptomen, die letztlich zu ihrer finalen Bedeutungslosigkeit bis hin zu ihrer Auflösung führen werden. Trotz opportunistischer Anpassungsversuche an den Zeitgeist laufen der CDU die Mitglieder und der christlichen Kirche die Gläubigen in Scharen davon. Die Verantwortung hierfür tragen die sozialistisch-kommunistisch geprägte Pfarrerstochter Merkel einerseits, und die vom wahren christlichen Glauben abgefallenen Kirchenfürstinnen und Kirchenfürsten (Käßmann/Schneider) andererseits. Mit Orientierungslosigkeit und serviler Beliebigkeit kann man keinen Staat machen. Den letzten gläubigen Christen entzieht man so das sichere Glaubensfundament.

Peter Jackl, Kirchhain

 

 

Zur Meldung: „Immer mehr Kleinkinder in Tagesbetreuung“, JF 46/11

Zuletzt sich selbst geschnitten

Die Zunahme der Kleinkinderbetreuung unter drei Jahren bedeutet, daß inzwischen eine immense Zahl von Kleinkindern tagtäglich „gefoltert“ wird. Die Kindheitsforscherin Alice Miller belegte einst, daß Kinder unter drei Jahren kein Zeitverständnis besitzen. An der Universität Würzburg wies Professor Warnke von der Jugendpsychiatrie nach, daß Säuglinge und Kleinkinder ihre Mutter herbeischreien. Miller zeigte, was die täglich neue, für das Kind zeitlich nicht abschätzbare Entfernung von der Mutter bedeutet: existentielle Not. Irgendwann hört das Kind auf zu schreien. Das Gefühl, überhaupt zu spüren, wird unterdrückt, weil die Qual zu groß wird. Mit dem Ergebnis, daß sich junge Erwachsene zum Beispiel „schneiden“, um überhaupt etwas zu spüren. Das nenne ich Folter.

Sabine Kraiß, Würzburg

 

 

Zu: „‘Aufgeben werden wir nicht’“ von Hinrich Rohbohm, JF 46/11

Erinnerung an ersten Gefallenen

Der November ist bei den meisten Völkern ein Monat des Gedenkens an die Opfer der beiden Kriege. Bei uns werden am Volkstrauertag an den Gräbern Kränze niedergelegt, oft wird noch mit kurzen Ansprachen an die Opfer erinnert. Deshalb möchte ich einen Friedhof aus meiner Heimat, der Stadt Rosenberg / Oberschlesien, vorstellen, die einst auch mit einem Lazarett versehen war: Hier ruhen 272 Gefallene – österreichische, deutsche, russische, serbische und ungarische Soldaten.

Nur wenige Kilometer von Rosenberg, in der Ortschaft Bodzanowitz, dem späteren Grunsruh, befindet sich das Grab des ersten gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs Paul Grun. Auch das Grab des ungarischen Husaren Muszki wird hier bis heute gepflegt – bezeichnenderweise ist das bei uns nicht immer der Fall.

Florian Mierzwa, Oerlinghausen

 

 

Zu: „Kleinste Münze“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 45/11

Volksverräter, ab nach Hause!

Warum übergeben unsere parlamentarischen Volksverräter (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht gleich den Bundestag an Brüssel und bleiben zu Hause? Unfaßbar, daß wir diese Egoisten und Ignoranten auch noch mit unseren Steuergeldern finanzieren. Es ist allerhöchste Zeit für eine Volksabstimmung!

Rolf Knopp, Bendorf

 

 

Zu: „‘Wir erleben die schiere Feigheit’“, Interview mit Martin van Creveld, JF 45/11

Von Rom die Inquisition erlernen

Wenn ich Nachgeborener den Medien glauben darf, wurde das gesellschaftliche Klima in der BRD der fünfziger Jahre durch zahlreiche Ge- und Verbote bestimmt – bis endlich die geistige Avantgarde der 68er die Fesseln sprengte, das kritische Denken einführte und erst dadurch ein demokratisches Gefüge entstand. Heute sind sämtliche Institutionen durch diese Leute geprägt und – das ist doch komisch – obwohl an den Schalthebeln nur noch aufgeklärte, tolerante, weltoffene Menschen sitzen, herrscht hierzulande dieser geistige Mief.

Bei vielen Themen ist eine kontroverse Diskussion undenkbar. Der Marsch durch die Institutionen mündet offenbar in eine Gesinnungsdiktatur, keine abweichenden Meinungen duldend, geprägt von Spießigkeit und Duckmäusertum. Wenn man unsere linken Krämerseelen so sieht, wie sie als eifrige Sittenwächter peinlichst genau auf die Einhaltung ihrer Denk- und Meinungsverbote achten, kommt einem fast die Heilige Römische Inquisition in den Sinn.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Kohle am Stengel“ von Jochen Arp, JF 45/11

Chruschtschow widersprochen

Die Ausführungen sind unvollständig, nicht nur hinsichtlich des mikrobiologischen Restrisikos bei der Biogasgewinnung aus Mais. Es trifft auch nicht zu, daß die Agrarfachleute damals keinen Widerspruch gegen die „Rakete des Friedens“ gewagt hätten. Ich selbst habe dem Genossen Nikita Chruschtschow in Sachen Maisanbau öffentlich widersprochen: Zur Vorbereitung einer wichtigen Agrarkonferenz unter Teilnahme des Landwirtschaftsministers und Spitzenfunktionären aus Berlin in Bülow im Kreis Gadebusch, Mecklenburg, beschlossen wir jungen Agronome, während der Konferenz spontan auf das Podium zu stürzen und zu verkünden, daß jeder in „seiner“ LPG einige hundert ha Mais anbauen würde. Jeder von uns und auch die Mehrheit der Konferenzteilnehmer wußten, daß dies – aufgrund der klimatischen Bedingungen – seinerzeit technologischer und wirtschaftlicher Schwachsinn war. Als letzter verkündete ich vom Podium herab, daß wir auf unserer großen LPG keinen Mais anbauen würden und der Genosse Chruschtschow sicher unser lausiges Klima nicht kannte.

Die Folgen hierauf waren zunächst eisiges Schweigen, die Isolierung von den Kollegen, ein mißglückter Fluchtversuch nach Berlin (West) und ein folgender Gefängnisaufenhalt. Als mir später die Staatsanwältin eröffnete, daß sie mich für fünf Jahre ins Gefängnis stecken würde, gelang meine erneute Flucht. Schlimmer erging es unserem Vorgesetzten, dem Oberagronom. Der junge Kommunist, in Moskau aufgewachsen und studiert, hatte alternativ das Beispiel Schweden erwähnt. Noch während seines Referates betraten zwei Stasi-Leute das Podium, nahmen unseren Chef in ihre Mitte und führten ihn quer durch den Saal ab. Später traf ich ihn wieder. Die zuständigen Organe hatten aus diesem sympathischen und attraktiven Mann ein Wrack gemacht.

Helmut Schmidt, Reichelsheim-Blofeld

 

 

Zu: „Roosevelt statt Clinton“ von Markus Brandstetter, JF 44/11

Roosevelts „AAA“-Depression

Die Lobeshymnen des Autors auf Roosevelts New Deal verdrehen die historischen Tatsachen um 180 Grad. Allein die Behauptung, der New Deal hätte das Problem der Arbeitslosigkeit gelöst, wird durch die Statistik widerlegt. 1938, nach fünf Jahren New Deal, betrug die Arbeitslosigkeit nahezu zwanzig Prozent (Bureau of Labor Statistics). Das Elend war größer als zuvor. Der New Deal, wie auch der Ökonom Robert Murphy feststellt, verlängerte und vertiefte erst die Depression. Beseelt von der Wahnvorstellung, hohe Agrarpreise würden am Ende Wohlstand erzeugen, erließ Roosevelt den Agricultural Adjustment Act. Um die Preise künstlich hoch zu halten, wurden massiv Lebensmittel vernichtet, während im Land Hungersnöte herrschten!

Der New Deal steht für totale, totalitäre Mißwirtschaft, damals unverhohlen angelehnt an den italienischen Faschismus. Rexford Tugwell, Franklin D. Roosevelts führender Ratgeber, berichtete begeistert und „neidisch“ von Mussolinis Modernisierungsprogramm, er bezeichnete es als „das effizienteste Rädchen der sozialen Maschinerie, das ich je gesehen habe“.

Von den Erfordernissen der Kriegswirtschaft waren die „stary eyed New Dealers“ schlicht überfordert, sie wurden durch fähige Unternehmer ersetzt. Eine von den damaligen „Errungenschaften“, die erhalten blieben, war die Federal National Mortgage Association (Fannie Mae). Ziel dieser staatlichen Bausparkasse war die Vergabe von Krediten an bonitätsschwache Wähler. Die daraus entstandenen Subprimes waren, flankiert durch den Community Reinvestment Act und eine expansive Geldpolitik, letztendlich die Ursache der Immobilienblase mit allen Folgen. Daß deutsche Planwirtschafter den New Deal verklären, ändert nichts an der Tatsache, daß es ein größenwahnsinniges, gescheitertes Experiment war.

Jörg Schummel, Ohmbach

 

 

Zu: „Zähmt das Raubtier“ von Jost Bauch, JF 44/11

Rheinisch gleich preußisch

Die Aufklärung über den gezügelten und den Raubtier-Kapitalismus von Professor Jost Bauch ist das beste, was ich je zum Thema gelesen habe. Der Rheinische Kapitalismus, als Gemeinschaft von Kapital und Arbeit, entspricht den preußischen Tugenden und ist sozial. Dagegen kennt der angloamerikanische Kapitalismus nur das schnelle Geld und die Profit-Maximierung, dem Markt sind die Arbeit und der Mensch untergeordnet, um mit Geld noch mehr Geld zu machen. Dieser „Raubtier“-Herrschaft der Spekulanten hat sich nun auch die EU untergeordnet.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Die Einwanderungslüge“ von Michael Paulwitz, JF 43/11

Anwerbung auf Amerikas Geheiß

Medien, Regierung und Wirtschaftsbosse haben 50 Jahre Türkenanwerbung gebührend gefeiert. Doch nirgends wurde auf die Ursache hingewiesen. Warum Gastarbeiter?

Die D-Mark war damals an den Dollarkurs gekoppelt. 1 Dollar = 4,20 D-Mark. Das 1944 in Bretton Woods beschlossene Abkommen über feste Wechselkurse verhinderte Aufwertungen der D-Mark, obwohl der Export sich verzehnfacht und die USA ihren Dollar inflationiert hatten. Bis 1971 behaupteten sie, 35 grüne Dollarscheine seien eine Unze Gold wert. Die Bundesbank sträubte sich vehement gegen Wechselkursänderungen und ließ lieber zig Milliarden Dollar zuströmen – Inflationsimport. Einzig Otmar Emminger kämpfte gegen diesen Wahnsinn. Es war wie heute in China, wo Nokia für 80 Cents pro Arbeitsstunde Handys fertigen läßt.

Es gab eine überhöhte Nachfrage nach der unterbewerteten deutschen Arbeit und eine Welle von Schnäppchenkäufen amerikanischer Konzerne. ATE (Alfred Teves) Scheibenbremsen ging an ITT, Herrn Maurers Rei-Werke an Procter & Gamble. Heute sind 2.200 „deutsche“ Firmen US-Töchter. Der leergefegte Arbeitsmarkt ließ Lohnerhöhungen zu, deren sich der DGB noch heute rühmt. Das schmälerte die Profite. Gastarbeiter wurden folgerichtig als Lohndrücker importiert und zuerst bei Ford in Köln und Opel (General Motors) in Rüsselsheim angeworben. Die Bosse deutscher Firmen folgten freudig. Die sich anschließende Erlaubnis zum Familiennachzug sollte dafür sorgen, daß die Ersparnisse nicht mehr ins Ausland fließen.

Ob aber heute die zwanzig Prozent Einwohner mit „Migrationshintergrund“ in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ein Plus oder Minus ausmachen, wagt keiner auszurechnen – aus Angst vor dem Ergebnis.

Klaus Schmidt, Frankfurt am Main

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