© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Meldungen

Theologe stößt Diskussion um Sterbehilfe an

BERLIN. In den evangelischen Kirchen in Deutschland scheint die ablehnende Haltung zur aktiven Sterbehilfe Risse zu bekommen. Das berichtete das Deutschlandradio Kultur am 11. November in einer Reportage über den Freitod einer 86jährigen krebskranken Protestantin aus Hannover, die sich am 8. November mit Hilfe des Schweizer Sterbehilfevereins Dignitas in Winterthur das Leben genommen hat. Der umstrittene Verein unterhält in Hannover ein Büro. Bei ihrer Reise in die Schweiz wurde sie von einem Dignitas-Mitarbeiter begleitet. Verständnis für die Entscheidung der früheren Chefarztsekretärin äußerte der evangelische Theologe Michael Frieß (Nürnberg). Die Freiheit eines Christenmenschen höre auch im Sterben nicht auf. Jeder Protestant sei letztlich nur seinem eigenen Gewissen verantwortlich. Die Bibel sei „keine Gebrauchsanweisung für medizin-ethische Fragen des 21. Jahrhunderts“. Wenn das Leben ein Geschenk Gottes sei, dann bestehe auch die Möglichkeit, es „wieder zurück an Gott“ zu geben. Frieß hat seine Doktorarbeit über die theologische Akzeptanz der aktiven Sterbehilfe geschrieben. Er sieht sich aber nicht als Vorkämpfer, sondern wolle eine ehrliche Diskussion anstoßen. Unheilbar kranken Menschen müsse in erster Linie dadurch geholfen werden, daß man ihre Schmerzen mit Medikamenten lindere. Aber wenn die Palliativmedizin auch noch so gut sei, habe trotzdem der einzelne das Recht, über sein Leben zu entscheiden. Frieß stimmt, wie er anmerkte, mit den „führenden Kirchen“ in den Niederlanden darin überein, daß man „leben soll, aber nicht leben muß“. Auch in der Schweiz lehnten Protestanten den assistierten Suizid nicht ab. So dürften dort Sterbehelfer „den tödlichen Trunk“ sogar in kirchliche Altenheime bringen, damit sich Bewohner selbst töten könnten. Ein striktes Nein zur aktiven Sterbehilfe vertritt in dem Bericht der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Sachsens Landesbischof Jochen Bohl: „Wir geben uns das Leben nicht selber am Anfang, und am Ende des Lebens gibt es ein Moment der Unverfügbarkeit, das sich für jeden erschließt.“ (idea)

 

ROG: Petition für Internet-Dissidenten

BERLIN. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die zunehmende Verschlechterung der Lage der Internetfreiheit im Ägypten der Post-Mubarak-Ära. In einer Petition gegen die Verfolgung von ägyptischen Internet-Dissidenten fordert ROG ein Ende der Repressionen und die umgehende Freilassung von zwei Bloggern. Maikel Nabil Sanad wurde im April wegen eines kritischen Berichts zur Rolle des Militärs während der Revolution im Januar zu drei Jahren Haft verurteilt. Alaa Abdel Fattah wurde am 30. Oktober dieses Jahres festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, bei der Demonstration von koptischen Christen am 9. Oktober in der ägyptischen Hauptstadt zur Gewalt aufgerufen zu haben. Nach Angaben von ROG hingegen wollte er lediglich über die Ereignisse berichten und half während des Protestes, Verletzte ins Krankenhaus zu schaffen. ROG appelliert an die Öffentlichkeit, sich mit den inhaftierten Bloggern solidarisch zu zeigen und die Petition zu unterzeichnen. Das Petitionsschreiben ist direkt an den von der Militärregierung eingesetzten Ministerpräsidenten Ägyptens Essam Scharaf adressiert. Es soll Ende dieses Jahres an die ägyptische Botschaft in Berlin übergeben werden. (JF) www.reporter-ohne-grenzen.de

 

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