© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Parteitage von CDU und FDP
Die Angst vor der Basis
Hinrich Rohbohm

An der Basis von Deutschlands Regierungsparteien brodelt es. Einem bevorstehenden Vulkanausbruch gleich kommt es bei ihrem Parteivolk nicht erst seit einigen Tagen immer wieder zu Eruptionen. Mitgliederentscheid, Libertäre Plattform und Liberaler Aufbruch heißen sie bei der FDP; Linkstrend stoppen, Arbeitskreis Engagierter Katholiken, Mach-mit-Partei und Christdemokraten für das Leben bei der Union. Das sind sichtbare Funken, die aus dem konturlosen Schlund oftmals wie erloschen wirkender Parteikrater emporgeschleudert kommen. Die Euro-Krise könnte das politische Erdbeben sein, das eine eher lethargische bürgerliche Basis erwachen läßt, während ihre Funktionäre vor lauter Karrieredenken den Ausbruch verschlafen könnten.

Es geht jetzt nicht mehr um Wohlfühl-Projekte wie den Bahnhofs-umbau Stuttgart 21. Jetzt geht es um unser Geld. Gelingt es Merkel und Rösler nicht, den Euro-Brand unter Kontrolle zu bekommen, wird sie der Zorn der Bürger wegfegen wie ihre Amtskollegen in Italien oder Griechenland. Beide wissen das, daher ihre nachdenklichen Reden. Zu Recht fordern sie Unterstützung ein. Die werden sie langfristig jedoch nur bekommen, wenn die Schäfflers, Bosbachs und Gauweilers nicht länger wider besseres Wissen von einer parteipolitischen Funktionärskaste dämonisiert werden. Politik ist niemals alternativlos.

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