© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/11 / 04. November 2011

Aufgeschnappt
Erziehung der Leistungsempfänger
Matthias Bäkermann

Endlich ist sie da. Die in der Hauptstadt lebenden „LSBTI“ können jetzt bessere Orientierung finden in einer Welt voller Diskriminierungen. Gerade noch rechtzeitig zu Allerheiligen hat die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales die 164seitige Broschüre „Inklusive Leidenschaft“ für „Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen“, kurz LSBTI, mit Behinderung vorgestellt. Die Broschüre ist „Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landes Berlin“ und dokumentiert in einer Auflage von 4.000 Stück eine Fachtagung der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahr 2010.

Obwohl Eren Ünsal, Leiterin der Landesstelle für Gleichbehandlung, die Hauptstadt bei der Akzeptanz sexueller Vielfalt „auf einem guten Weg“ wähnt, erfahren viele Behinderte auch „in den LSBTI-Communities Diskriminierungen“. Neben Schilderungen verschiedener „Lebenswelten“ der Minderheitenminderheit („Schwul und halbseitig gelähmt“ oder „Bin ich die einzige Lesbe mit Behinderung in Berlin?“) schließt die Broschüre mit konkreten „Maßnahmentiteln“. So soll der Berliner Senat „Empfänger öffentlicher Leistungen und Fördermittel“ zur Akzeptanz nötiger Standards für verschiedene sexuelle Lebensentwürfe „in besonderer Weise verpflichten“. Damit könnte zweifellos die Mehrzahl aller Berliner einschlägig vergattert werden.

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