© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Meldungen

Stigmatisierung eines ganzen Forschungszweigs

BONN. Der Neuropathologe Oliver Brüstle hat das vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verhängte Patentverbot für embryonale Stammzellen scharf kritisiert. „Das Urteil ist ein ganz schlechtes Signal für die Wissenschaftler in Europa. Zugleich bedeutet es auch eine Stigmatisierung dieses ganzen Forschungszweigs“, erklärte der Stammzellenforscher von der Uni Bonn im Handelsblatt. Die universitäre Forschung bleibe zwar frei, aber es gebe nun keine praktische Umsetzung mehr: „Patente sind dafür wichtig, daß sich auch Investoren und Unternehmen engagieren“, so Brüstle. Bereits angemeldete Patente aus Schweden oder Großbritannien würden wertlos. „Das Urteil kommt zu einem Zeitpunkt, wo klinische Studien auch in Europa in Gang sind, wie etwa in London zu Netzhauterkrankungen. In den USA wird ohne solche Restriktionen schon längst mit diesen Zellen behandelt.“ Die Abwanderung junger Wissenschaftler werde sich damit verstärken: „Es ist bedauerlich, daß die Umsetzung der Forschung nicht in Europa stattfinden kann.“ (fis)

 

Ungemütliche Zeiten für die US-Südstaaten

BRAUNSCHWEIG. Die Geographen Thomas Fickert und Friederike Grüninger (Uni Passau) sagen den US-Südstaaten eine ungemütliche Zukunft voraus. Es bestünden „wenig Zweifel“, daß bei steigenden Meeresoberflächentemperaturen die Intensität der Stürme zunehme. Das bedeute höhere Windgeschwindigkeiten und stärkere Niederschläge sowie die Gefahr von Flutwellen. Denkbar seien in naher Zukunft irreversible Zerstörungen mariner Ökosysteme. Hurrikanstörungen haben im Süden Floridas bereits zu deutlichen Verschiebungen der Artenzusammensetzung geführt. Zudem erwarte man erhöhte ökonomische Belastungen, weil die Besiedlungsdichte und Wertkonzentration in den risikoexponierten Bereichen zunehme (Geographische Rundschau, 10/11). (kn)

 

Gesundheitspolitik: Fama von der Kostenexplosion

BERLIN. Die in einer alternden Gesellschaft unausweichliche Kostenexplosion gehört zu den gesundheitspolitischen Gemeinplätzen. Ganz zu Unrecht, wie Manuela Nöthen vom Statistischen Bundesamt in ihrer Studie über die Kostenentwicklung im Krankenhaussektor bis 2030 ausweist (Deutsches Ärzteblatt, 37/11). Obwohl die Sterbekosten (Ausgaben kurz vor dem Tod) steigen und der Kostenanteil der Altersgruppe ab 65 sich von 49 (2008) auf 59 Prozent (2030) erhöht, sei ein überdimensionierter Zuwachs nicht erkennbar, so die Gesundheitsstatistikerin. Nöthen berücksichtigt allerdings weder den Pflegebereich noch das „problematisch werdende Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben“. (li)

 

Erkenntnis

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

Albert Einstein (1879–1955), Physiker, in den „Aphorismen für Leo Baeck“

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