© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Umwelt
Koloß aus der Kälte
Volker König

Kryptozoologie ist eine Welt für sich. Ihre Protagonisten versuchen mit wissenschaftlichen Methoden jenen biologischen Rätseln auf den Grund zu gehen, die von der offiziellen Lehrmeinung als Hirngespinste abgetan werden. Das Ungeheuer von Loch Ness ist das wohl bekannteste kryptozoologische Forschungsobjekt, aber auch der „Schneemensch“, der Yeti, genießt eine gewisse Popularität, seit 1951 erstmals ein Foto von unidentifizierbaren großen Spuren im Schnee des Himalaya um die Welt ging. Experten aus Rußland, Estland, China, der Mongolei, den USA und Kanada trafen sich nun Anfang Oktober im südsibirischen Taschtagol zu einer Konferenz, bei der sich alles um den Yeti und sein amerikanisches Pendant, den „Bigfoot“ drehte. Es war die erste Yeti-Konferenz in Rußland seit 1958.

Der Tagungsort war gut gewählt, denn in der Region Kemorowo gibt es die häufigsten Sichtungen des wilden Waldmenschen, der in Sibirien Chuchunaa heißt. Als im Sommer 2010 dort große Waldbände wüteten, gab die Regionalverwaltung sogar eine offizielle „Yeti-Warnung“ heraus, da die wilden Wesen auf der Suche nach Nahrung in Ortschaften eindringen könnten. Die Wissenschaftler in Taschtagol warteten nun mit Forschungserfolgen auf. So habe man auf einer neuen Expedition sogar Haarreste an einer mutmaßlichen Schlafstätte gefunden. Deren Erbgutinformation soll nun ausgewertet werden. Klar sei schon jetzt, daß es sich nicht um einen Bären handle – eher dann schon „ein menschenähnliches Wesen auf der Stufe eines Neandertalers“, so die Einschätzung des russischen Profi-Boxers Nikolai Walujew, Ehrengast der Tagung. Der Ex-WBA-Weltmeister, der russischer Sportminister werden soll, hatte im September eine eigene Yeti-Expedition initiiert. Den 2,13 Meter großen und 150 Kilogramm schweren Boxer faszinieren die sagenumwobenen Muskelpakete – wer mag es ihm verdenken?

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