© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Religionsfreie Leitkultur: Ein humanistisches Angebot
Minimalbedingunen als Kern
(ob)

Die Humanistische Union feiert ihr 50. Gründungsjubiläum und lobt sich selbst als die „älteste Bürgerrechtsbewegung“ des Landes, die 1961 als „gesellschaftliche Antwort“ auf die „antiliberalen Verknöcherungen des Adenauerstaates“ entstanden sei (Vorgänge, 2-2011). Als Gratulant will dabei Armin Pfahl-Traughber nicht fehlen, ein Ex-Verfassungsschützer, der heute an der Brühler Bundes-Fachhochschule für öffentliche Verwaltung staatsbürgerlichen Unterricht erteilt. Der VS-Veteran wartet mit einem Vorschlag zur neuen „Leitkultur“ auf. Die solle auf „Humanismus“ (moralische Grundlagen moderner Gesellschaften) statt auf Religion gründen, da Religionen ein „latentes Konfliktpotential“ bergen und darum nicht als soziales Sinnsystem taugten. Zudem sei ein Drittel der Deutschen konfessionslos und würde in einer christlich fundierten Leitkultur genauso wie die Vier-Prozent-Minderheit der Muslime ausgegrenzt. Daß umgekehrt sein atheistischer „Humanismus“ die Christen-Mehrheit samt der Muslime nicht „integriert“, fällt dem Brühler Lippendienstleister allerdings nicht auf. Vertraut sein abgestandener Kosmopolitismus doch realitätsblind auf die „allseitige Akzeptanz“ humanistischer „Minimalbedingungen“, die zugleich den Kern der auf universellen Werten fußenden demokratischen Verfassungsordnung bilden.

www.vorgaenge.humanistische-union.de

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