© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Der Krieg im Kopf
DVD: „The Veteran“ von Matthew Hope verschenkt seine Möglichkeiten
Werner Olles

Als der Veteran Robert Miller (Toby Kebbell) aus Afghanistan heimkehrt, hat sich seine Nachbarschaft spürbar verändert. Brutale Drogenhändler kontrollieren nun seinen Wohnblock in Süd-London, und gewalttätige jugendliche Banden beherrschen die Straße.

Auf der Suche nach einem Weg zurück in den Alltag und einer sinnvollen Aufgabe bringt ihn sein alter Kamerad Danny (Tom Brooke) mit dem mysteriösen Geheimdienstler Langdon (Brian Cox) zusammen. Dieser wirbt den Ex-Fallschirmjäger für eine Undercover-Mission an: Er soll islamische Terroristen observieren, die offenbar einen Anschlag vorbereiten. Doch Miller findet bei der Überwachung der verdächtigen Zelle mehr heraus, als seinen Vorgesetzten lieb sein kann. Denn die Spuren, die er entdeckt, führen von den Terroristen über die Drogenhändler seines Viertels direkt in die Zentrale des britischen Geheimdienstes. Der zunehmend paranoide Elitekämpfer wittert eine unfaßbare Verschwörung und sieht schließlich nur einen letzten Ausweg …

Matthew Hopes in den grauen, menschenleeren Gassen einer düsteren Londoner Wohnsiedlung inszenierter Film „The Veteran“ krankt von Anfang an daran, daß er sich nicht entscheiden kann, zu welchem Genre er gehören will. So schwankt er unentschlossen zwischen Rache- und Polit-Verschwörungsthriller, Drama und Fantasy-Film. Hinzu kommen ein uninspiriertes Drehbuch und – abgesehen von Brian Cox – hölzern agierende Schauspieler.

Dabei hat die Geschichte um den traumatisierten Ex-Afghanistan-Kämpfer, der nach seiner Rückkehr in die Heimat erneut zwischen alle Fronten gerät, durchaus das Potential zu einem intensiven und packenden Thriller. Geheime Terrorzellen, Drogengangs, zwielichtige Regierungsbeamte, eine dubiose Antiterror-Einheit und ein Kriegsveteran, in dessen Kopf der Krieg noch längst nicht beendet ist, und der sich schließlich zu einer tickenden Zeitbombe entwickelt: Mit solch allerfeinsten Zutaten gespickt, hätte aus „The Veteran“ eigentlich ein brandaktueller Terror-Thriller der Extraklasse werden können.

Doch statt raffinierter, fintenreicher Wendungen und einer überzeugenden Handlung ist nur ein weiterer Action-Thriller herausgekommen, dem es trotz eines streng ritualisierten, bizarren Balletts von Gewalt und Tragik vor allem an Authentizität mangelt.

DVD: The Veteran. Pandastorm Pictures /Ascot Elite/Eastside 2011, Laufzeit etwa 94 Minuten

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