© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/11 / 28. Oktober 2011

Meldungen

Berliner Gedenkstätte veröffentlicht Totenbuch

BERLIN. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat am Montag dieser Woche die Namen von knapp 700 Menschen veröffentlicht, die zwischen 1945 und 1949 im sowjetischen Speziallager Nr. 3 oder im benachbarten Haftarbeitslager ums Leben kamen. In einer Datenbank (totenbuch.stiftung-hsh.de) können Angehörige und andere Interessierte erstmals selber prüfen, wer dort in sowjetischer Haft gestorben ist. Außer nach dem Namen kann nach dem Geburts- und Sterbedatum, dem Geburtsort und dem letzten Wohnort gesucht werden. Die Totenliste liegt auch in gedruckter Form vor. Bei der Vorstellung des Totenbuches betonte Helmuth Frauendorfer, stellvertretender Gedenkstättendirektor, daß die Toten bislang nur in einem anonymen Massengrab bestattet seien. „Jetzt bekommen die Opfer zumindest wieder einen Namen.“ Für die Angehörigen sei es sehr wichtig, Klarheit über das Schicksal ihrer Verwandten zu bekommen. Aber auch für die Beurteilung der DDR sei es unverzichtbar, sich die Massenverfolgungen bei ihrer Entstehung in Erinnerung zu rufen. „Für die Ostdeutschen war das Ende des Nazi-Regimes der Beginn einer neuen Diktatur, die erneut Hunderttausende in Lagern verschwinden ließ. Diese Tatsache ist bis heute leider viel zu wenig bekannt.“ Nach Angaben der Gedenkstätte wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland über 380.000 Zivilisten in sowjetische Speziallager eingewiesen. Mindestens ein Viertel von ihnen kam dort ums Leben. Etwa 20.000 waren in Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert. Wie viele von ihnen dort starben, ist nicht bekannt. Die Toten wurden auf einem nahegelegenen Müllabladeplatz verscharrt. Nach der Wende von 1989/90 wurden bei Suchgrabungen die sterblichen Überreste von 127 Gefangenen gefunden und am 24. Oktober 1995 auf dem städtischen Friedhof Hohenschönhausen nachbestattet. Um die Namen der Toten herauszufinden, waren mehrjährige Recherchen notwendig. Dazu wurden vor allem Karteikarten aus dem russischen Staatsarchiv sowie Quellen des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes und der Wehrmachtsauskunftstelle ausgewertet. Das Forschungsprojekt wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. (JF)

 

CDU-Politiker: Schluß mit Ostalgie-Gehampel

LEIPZIG. Das Mitglied des MDR-Rundfunkrates, Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Moh-ring, hat von der künftigen MDR-Führung verlangt, „dem Sender ein ganz neues Gesicht zu geben“. In einem Gespräch mit der Leipziger Volkszeitung sagte Mohring vergangenen Samstag, der MDR befände sich strukturell „in einem erschütternden Zustand“, und „das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen und entspricht schon längst nicht mehr dem mehrheitlichen Denken der von der Drei-Länder-Anstalt versorgten Bürger“. Man dürfe, 22 Jahre nach der Einheit, den MDR nicht mehr „auf das Niveau der Achim Mentzels oder anderer vergleichbarer Schlagerfuzzis reduzieren“, meinte Mohring. Empört zeigte sich Mohring, daß sich beim MDR unter dem bisherigen Intendanten Udo Reiter „eine Struktur von Medienunternehmen und Tochterunternehmen entwickelt hat, die sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien entzogen haben“. Mit Blick auf die neue Intendanten Karola Wille sagte Mohring: „Es hätte dem MDR gutgetan, wenn jemand von außen den MDR in eine neue Zeit geführt hätte.“ (JF)

 

Sprachpranger

Tax for Youngsters

Titel eines „Anfängerbuches über Steuern – Nicht nur für Jugendliche“ aus dem in Worms ansässigen Tribut Verlag

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen