© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/11 / 21. Oktober 2011

Leserbriefe

Zu: „Demokratie schaft sich ab“ von Michael Paulwitz, JF 42/11

Brillant formulierte Analyse

Ich gratuliere Ihnen zu dieser brillanten Analyse bundesdeutscher Verhältnisse! Selten habe ich so trefflich Formuliertes und im Kern Getroffenes gelesen.

Erich Drosen, Oberschleißheim

 

 

Zu: „Arme Retter“ von Wilhelm Hankel, JF 42/11

Schlimmer als ein Straßenhund

Mit Steuergeldern spielt man nicht! Doch Merkel & Co. verzocken ungerührt Milliarden. Eher legt ein herrenloser, hungriger Straßenhund einen Wurstvorrat an, bevor die bekannten EU-Schuldenländer effiziente Sparmaßnahmen ergreifen.

Die EU-Krise begann ursächlich mit der Abschaffung der nationalen Währungen, hier der stabilen DM. Jetzt pfuscht man mit einem Faß-ohne-Boden-Plan, volksverdummend „Rettungsschirm“ benannt, nur noch an den Symptomen herum. Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger, Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen – und unsere „Volksvertreter“ verkaufen das Volk. Es darf sich aber keiner beschweren, der die etablierten Parteien gewählt hat – und wahrscheinlich auch weiter, wie unter einem Zwang, wählen wird.

Ulrich Dittmann, Rockenhausen

 

 

Zu: „Aus eins mach zwei, dann vier, dann acht ...“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 42/11

Neu-altes Sprichwort zur EZB

„Ist der Ruf erst ruiniert, kauft man ‘alles’ ungeniert.“

Dr. Dieter Scheidemandel, München

 

 

Zu: „Das ausgeschlagene Angebot“ von Hinrich Rohbohm, JF 42/11

Die Kurzwertzeit von Seehofer

Der CSU-Parteitag hat gezeigt, daß in der Partei die personelle Vernetzung – der Filz – immer noch vor dem Sachverstand rangiert. Allerdings ist dieser Vorsprung geschrumpft. Man darf jetzt neugierig sein, wie lange die Zusage des Herrn Seehofer gilt, daß der umstrittene Beschluß der Bundestagsmehrheit vom 29. September 2011 für ihn eine „rote Linie“ markiere und keinerlei weitere Aufstockung des Hilfsfonds, auch nicht durch Finanztricks, von ihm akzeptiert werde.

Peter Solloch, Deining

 

 

Zu: „Der Seelenflüsterer“ von Elliot Neaman, JF 42/11

Religion des virtuellen Lebens

Der Tod von Steve Jobs ist tragisch wie jeder frühe Krebstod. Der Hype um sein Ableben und die Verehrung für einen Unternehmer, der keines der Produkte selbst erfunden hat, die er vermarktete, und der diese Artikel in China von Wanderarbeitern unmenschlich herstellen ließ, ist aber albern und erschreckend – und steht für unsere komische Zeit, in der das virtuelle Leben zur Religion geworden ist.

Markus Meister, Berlin

 

 

Zu: „Der Weg ins Fiasko“ von Thorsten Hinz, JF 41/11

Der Schnitter hat ein grünes Kleid

Waren es nicht die Grünen, die jahrzehntelang jedes öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr gestört haben und anschließend unsere Jungs in den Tod schickten? Und war es nicht Joschka Fischer, der Außenministerin Albright jeden amerikanischen Wunsch von den Augen ablas?

Werner Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zu: „Geheuchelte Solidarität“ von Richard Sulik, JF 41/11

Hauptverantwortlich war Draghi

Letzte Zweifel daran, daß es bei der sogenannten Euro- oder Griechenlandrettung in Wirklichkeit um die Rettung von privatem Bank-Vermögen geht, werden bei mir durch die Nominierung Mario Dra­ghis zum neuen EZB-Präsidenten ausgeräumt. Diese Personalie kommentierte Figaro-Mitbegründer Patrice de Plunkett im Radio Notre Dame am 7. Oktober 2011 wie folgt: „Wenig wird über die Nominierung von Herrn Draghi zum Präsidenten der Europäischen Zentralbank gesprochen. Er war Vizepräsident für Europa der Bank GoldmanSachs, einer der umstrittensten Banken der Welt. Einer Bank, die von der amerikanischen Administration angeklagt ist, gegen die eigenen Kunden spekuliert zu haben! Der Bank, welche die griechische Regierung zum Regelverstoß verleitet und an den Abgrund geführt hat! Nun, es ist der ehemalige Vizepräsident jener Bank, der das finanzielle Schicksal der Europäischen Union in den Händen halten wird. (...) Aber wer kommentiert das? Niemand! Lieber befaßt man sich mit Nebensächlichkeiten. Wir sind ganz einfach außerhalb jeder Demokratie.“

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

Zeit für ein Ende mit Schrecken

Es gibt zwei Wege aus der Euro-Krise. Entweder man bläht den Euro-Rettungsschirm entsprechend den Nöten und Erwartungen der hochgradig überschuldeten Länder immer weiter auf, um die Eurozone um des politischen Prinzips willen als Ganzes zu erhalten. Oder man geht den Weg einer „geordneten Insolvenz“, mit einem deutlichen Schuldenschnitt und einer essentiellen Banken- und Gläubigerbeteiligung, die beide bislang gut in dieser Angelegenheit verdient haben. Gegebenenfalls ist für die einzelnen Länder auch die Rückkehr zur eigenen alten Währung erforderlich. Beide Wege werden für den Steuerzahler kostspielig sein. Doch ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende.

Dem ersten Weg stehen jedoch zwei große Hindernisse entgegen, die kaum zu bewältigen sind: Einmal die Schaffung der „Vereinigten Staaten von Europa“, denen sowohl das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts entgegensteht wie auch eine Mehrheit in den Ländern der Eurozone. Zudem spricht auch der Faktor Zeit dagegen, denn eine Neuordnung müßte erst noch durch die nationalen Parlamente abgesegnet werden, und so viel Zeit haben wir nicht mehr. Also bleibt für Griechenland nur der Weg einer „geordneten Insolvenz“.

Jürgen Rexer, Schnaittach

 

Eine ungestellte Frage: Cui bono?

Die vielfältigen Kommentare zur Euro-Rettung, die Ratlosigkeit und die verheerende Rolle, die unsere Funktionsträger dabei spielen, lassen eine Frage vermissen. Es ist jene nach dem Cui bono und den Spielräumen, die der deutschen Innen- und Außenpolitik durch unseren Hegemon in Übersee zugedacht werden. Schließlich waren bereits bei den Euro-Aufnahmeverhandlungen Griechenlands US-Spezialisten beim absichtsvollen Optimieren griechischer Bilanzen hilfreich. Es war wie das Implantieren eines Virus, um zu gegebener Zeit eine gewünschte Pandemie auslösen zu können.

Auch diesmal spielt Giorgos A. Papandreou mit Charme und fintenreicher Zielstrebigkeit unter dem euphemistischen Fanal von der Rettung seines Landes die amerikanische Karte aus. So nennen ihn hellsichtige Hellenen nur noch den „Amerikaner“. Entsprechend mußte auch Dominique Strauss-Kahn durch den gekonnten Körpereinsatz einer Hotelangestellten in Manhattan bis zur Wahl von Christine Lagarde aus dem Verkehr gezogen werden. Eine politische Exekution, die in einem so sittenstrengen Land problemlos möglich ist. Frau Lagarde dürfte dienstbarer sein.

Wer im geostrategischen Spiel den Verlauf der Kraftlinien verfolgt, weiß, daß die Schwächung der Eurozone und ihrer Währungskonkurrenz ein strategisches Ziel bei der Verteidigung der noch geltenden eigenen Welt-Reservewährung Dollar ist. Bei solcher Übersicht auf die Verhältnisse wird das Zwergenhafte unserer europäischen Funktionseliten erkennbar, die widerstandslos diese Strategie aus Übersee umsetzen.

Dr. Horst A. Hoffmann, Kiel

 

 

Zu: „Die schräge Sicht des Herrn Beck“ von Rolf Dressler, JF 41/11

Indoktrination gemäß Schiller

Pseudowissenschaftliche Kopfgeburten von letztendlichen Ideologen haben die heutigen Deutungseliten der Achtundsechziger indoktriniert, umerzogen und instrumentalisiert für gegenwärtige Zwecke. Auf diese Spezies trifft zu, was Friedrich Schiller bereits zu seiner Zeit beschrieb: „Sie fechten mit Erbitterung, mit Heimtücke, mit Verzweiflung, weil sie bei dem Schulsystem, das sie verteidigen, zugleich für ihr gesamtes Dasein fechten. Darin kein unversöhnlicherer Feind, kein neidischerer Amtsgehilfe, kein bereitwilligerer Ketzermacher als der Brotgelehrte!“

Jürgen Kraheberger, Hochdorf

 

 

Zu: „‘Unerträglich’“, JF 41/11

Politisch-korrekter Wächterrat

Daß die Verbreitung von wissenschaftlich korrektem Wissen mit der Verteilung der Broschüre „50 Thesen zur Vertreibung“ des US-Historikers und Völkerrechtlers Alfred de Zayas durch das Hessische Sozialministerium auf wütenden Widerstand der Wächter über politisch korrektes Wissen stößt, hat wohl auch einen speziellen Grund: Die Broschüre enthält neben der Faktenvermittlung die grundlegenden Ausführungen des UN-Hochkommissars für Menschenrechte zur Vertreibungsproblematik in der Frankfurter Paulskirche (1995), sein Grußwort zum Tag der Heimat des BdV 2005 in Berlin sowie die Grußbotschaften von Papst Benedikt XVI. (2005) und seines Vorgängers (2003) zu den BdV-Veranstaltungen sowie die Erklärung der UN-Menschenrechtskommission von 1997 „über Bevölkerungstransfers und die Seßhaftmachung von Siedlern“. All das soll wohl nicht die festgelegten Dogmen und Tabus beim Thema Vertreibung erschüttern.

Dr. med. Reinhard Gnauck, Mainz

 

 

Zu: „Tückische Idylle“ von Martin Schmidt, JF 41/11

Hinter den Sieben Schwaben

Der Autor schreibt in seinem Bericht über die deutsche Minderheit Belgiens von dem „überlieferten rheinfränkischen Dialekt“. Doch die deutschstämmigen Bewohner von Eupen-Malmedy sprechen tatsächlich mittelfränkische Mundarten, im Süden das Moselfränkische und im Norden das Ripuarische. Vom Rheinfränkischen sind sie durch die berühmte „das/dat“-Grenze getrennt, die einst zum Tod der Sieben Schwaben geführt hatte.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Unüberwindliche Feindschaft im Planspiel“ von Gert Hofmann, JF 41/11

Desinteressierte Öffentlichkeit

Es verwundert kaum, daß ein etablierter Historiker Quellen nach eigener Logik zitiert und interpretiert wie in diesem Fall Rolf-Dieter Müller, wenn er feststellt, Hitler habe geheime Pläne für einen Krieg gegen die Sowjetunion im Jahre 1939 gehegt. Tatsächlich war aber Stalin alles andere als ein Friedensapostel, da er – so das Ergebnis umfangreicher Veröffentlichungen – einen Angriffskrieg langfristig vorbereitet hatte. Natürlich wollen gewisse Historiker aus naheliegenden Gründen nichts wissen.

Dennoch ist es erstaunlich, daß man sich öffentlich nicht ernsthaft mit den Publikationen etwa von Joachim Hoffmann, Heinz Magenheimer, Werner Maser, Walter Post, Stefan Scheil oder dem von Dimitrij Chmelnizki herausgegebenen Werk „Die Rote Walze“ über die Angriffsvorbereitungen der Roten Armee im Sommer 1941 auseinandersetzt. Gleiches gilt für den „Überfall auf Europa“ (Chmelnizki/Suworow), in dem russische Historiker Stalin belasten – die mediale Öffentlichkeit scheint all dies nicht zu interessieren.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

Molotows Cocktail im Jahr 1940

Der am MGFA Potsdam tätige Historiker Rolf-Dieter Müller vertritt seit langer Zeit das Dogma vom „Überfall Hitlers auf die Sowjetunion“. Dabei vermeidet er sorgfältig den Hinweis auf die erpresserischen Forderungen des Molotow-Besuches am 12./13. November 1940 in Berlin. Zweifellos war Hitlers „Weisung Nr. 21 – Fall Barbarossa“ vom 18. Dezember 1940 das Ergebnis (siehe Walther Hubatsch, „Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945“, Koblenz 1983).

Peter Geissler, Bonn

 

 

Zu: „Spart endlich!“ von Michael Paulwitz, JF 40/11

Ignoranz der Parteien seit 1971

Ihr Leitartikel erinnert mich an einen Beitrag in der Welt vom 17. April 1971 von Prof. Dr.-Ing. Klaus Pieper, der bereits damals – unter der Überschrift „Zu früh ins Schlaraffenland abmarschiert“ – vor den betreffenden Zuständen warnte. Seit nunmehr 40 Jahren sind die Probleme bekannt, dennoch wurden sie staatlicherseits und von den etablierten Parteien zu unser aller Schaden ignoriert.

Dr.-Ing. Hans-J. Falkenreck, Rheinbreitbach

 

Ohne Substanz auf dem Holzweg

Wenn der Autor hoffnungsvoll auf eine neue deutsche Erfolgsgeschichte (Wirtschaftswunder) nach einem Schuldenschnitt und einer Währungsreform spekuliert, dürfte er wohl auf dem Holzweg sein. Unsere Vorfahren verfügten noch über Humankapital mit Substanz und konnten mit „Sekundärtugenden“ eine beispiellose Aufbauleistung vollbringen. Welche Substanz ist denn heute vorhanden?          

Detlef Gukumus, Dernau

 

 

Zu: „‘Das ist ein Verzweiflungsschrei’“, Interview mit Ehrhardt Bödecker, JF 40/11

Preußen liegt auch im Rheinland

In der Kurz-Vita Ihres Gesprächspartners weisen Sie auf das Preußenmuseum in Wustrau als „dem einzigen Preußenmuseum Deutschlands“ hin. Dem ist nicht so! In Wesel am Niederrhein gibt es seit vielen Jahren ein ausgezeichnetes Preußen-Museum.

Holger Borgman, Neu Darchau

 

Politik sollte John Perkins lesen

Schade, daß nicht jeder europäische Politiker das Buch des ehemaligen Spitzenmanagers der US-Finanzindustrie John Perkins gelesen hat. Die Berücksichtigung dieses Titels, hier erschienen als die „Bekenntnisse eine Economic Hit Man: Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia“, hätte uns vor dem endgültigen Versinken in der Schuld-Zinsen-Knechtschaft und den daraus erwachsenden schlimmen wirtschaftlichen und politischen Folgen bewahren können.

Rudolf Taubitz, München

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