© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/11 / 21. Oktober 2011

Meldungen

Arthur Trebitsch und die Völkischen

WIEN. Warum der mit einer Dissertation über „Houston Stewart Chamberlain und Intellektuelle jüdischer Herkunft“ beschäftigte  Sven Brömsel Arthur Trebitsch (1880–1927) wieder ausgräbt, ist nicht ersichtlich. Vielleicht darf sein Essay zur völkischen Ideengeschichte (Weimarer Beiträge, 3-2011) aber im Schatten von Umberto Ecos neuestem Besteller zum Thema „Jüdische Weltverschwörung“ auf Resonanz jenseits der Fachwelt rechnen. Trebitsch, Sohn eines jüdischen Fabrikanten, ist aus der Frühgeschichte der NSDAP lediglich als Finanzier der Splitterpartei und Exponent des „jüdischen Selbsthasses“ in Erinnerung. Brömsel entreißt den „pathologischen Spinner“ aber primär als Ideologen der Vergessenheit, dessen „Ausfälle gegen das Judentum im antisemitischen Lager an Aggression nicht zu überbieten“ gewesen seien. Paradoxerweise habe gerade diese Radikalität, neben seiner Abstammung, seine Wirkung gehemmt, da „Salon-Antisemiten“ wie Chamberlain „Radau-Antisemiten“ wie Trebitsch auf Abstand hielten. (ob) www.passagen.at

 

Kirche und Staat: Neue Sichtbarkeit

MÜNCHEN. In Frankreich und Deutschland bringe der Islam eine „neue Sichtbarkeit von Religion mit sich“. Das müsse, so der Politologe Hans Maier, für die christlichen Kirchen in beiden Ländern Konsequenzen haben (Zeitschrift für Politik, 2-2011). Zumal der Islam in Deutschland in das institutionelle Gefüge des Staatskirchenrechts eindringe und Körperschaftsstatus, schulischen Religionsunterricht und universitäre Imam-Ausbildung begehre. In Frankreich habe dieses Drängen nach Präsenz mit Nicolas Sarkozys Rede von der „positiven Laizität“ bereits eine Antwort provoziert und den Weg zu einer öffentlichen Markierung der „besonderen Verbindung“ zwischen Staat und Christentum geebnet. Auch in Deutschland hätten Katholiken wie Protestanten keinen Grund, sich ins „stille Kämmerlein“ zurückzuziehen und die Verbannung religiöser Zeichen und Symbole aus dem öffentlichen Raum hinzunehmen. Wie woll man sich denn sonst „in der Zukunft im weltweiten Streit der Religionen und Kulturen behaupten“? (jr) www.zfp.nomos.de

 

Erste Sätze

In einem freundlichen Städtchen Niederschlesiens lebten zwischen 1830 und 1840 Evangelische und Katholische friedlich beisammen.

Paul Tschackert: Modus vivendi. Grundlinien für das Zusammenleben der Konfessionen im Deutschen Reich, München 1908

 

Historisches Kalenderblatt

17. Oktober 1950: Der Bundestag erhebt scharfen Protest gegen die Zwangsumsiedlung von 12.000 der etwa 200.000 Banater Schwaben in den Osten Rumäniens (Bărăgansteppe) und ersucht die Bundesregierung, bei den Vereinten Nationen Klage zu erheben.

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