© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/11 / 21. Oktober 2011

Thomas Mann und Gerhart Hauptmann im Visier
Vorurteile und Täuschungen
(sul)

Das jüngste Heft der ehrwürdigen, 1923 gegründeten Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (3-2011) präsentiert zwei Erzrivalen um die Lesergunst der zwanziger Jahre, die Nobelpreisträger Thomas Mann (1929) und Gerhart Hauptmann (1912). Der „Zauberer“ findet dabei mit seiner Erzählung „Der Erwählte“ eher konventionelle Beachtung, muß sich aber in einer zweiten, der „Interpretierbarkeit ‘jüdischer’ Namen“ im Frühwerk gewidmeten Studie von Yahya Elsaghe (Bern) wieder einmal unter die Autoren mit judenfeindlichen „Vorurteilen“ einreihen lassen, da die Namengebung in Manns Prosa das Leserbedürfnis bediene, „Juden unter allen Umständen noch erkennen zu können“. Weitab von dieser beliebten germanistischen Thematik führt die Untersuchung des Hauptmann-Biographen Peter Sprengel, die der Beziehung des Schlesiers zu dem einst weltberühmten Schweden Bengt Berg (1885–1967) gilt, dem Produzenten massenhaft verbreiteter Tierbücher und -filme. Diese Bekanntschaft habe dem naturalistischen Dichter und Dramatiker die Scheinhaftigkeit der „Medien-Moderne“ vermittelt, da Bergs Tierfilme und Fotobände eine falsche Harmonie mit der Natur vorgaukelten – ein Täuschungseffekt, der jeder „Medien-Technik“ inhärent sei. www.metzlerverlag.de

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