© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

„Wenn ein Muslim seine Religion verläßt, dann töte ihn“
Sabatina James hat sich dem Diktat der Rechtlosigkeit als Frau im Islam verweigert / Mit der Konversion zum Christentum setzt sie sich sogar Morddrohungen aus / Ihr Buch erzählt diese Geschichte
Jürgen Liminski

Dieses Buch erzählt aus dem Leben. Es ist authentisch. Die Lebensgeschichte der Sabatina James (so ihr heutiges Pseudonym), die mit ihrer Familie von Pakistan nach Österreich kam, mit 17 Jahren zurückgeschickt wurde, damit in einer der Madrassen (Koranschulen) ihr „Wille gebrochen werden soll“, und die dann in eine Zwangsheirat einwilligte, um wieder nach Österreich zurückkehren zu können, diese Vita ist bis dahin ganz gewöhnlich.

So ergeht es unzähligen jungen Frauen, die aus islamischen Ländern mit ihrer Familie nach Europa kommen. Fast alle ergeben sich in ihr Schicksal, denn, so wiederholt Sabatina, was sie gelernt hat, „eine Frau kann sich irren, nicht aber ein Mann. Deshalb muß eine Frau bei einer Vergewaltigung auch gleich vier männliche Zeugen angeben, um diese nachzuweisen. Eine Frau, die Ehebruch begeht, kann gesteinigt werden. Und alles, so heißt es, ist nur zu unserem Schutz.“

Das Buch liest sich wie ein Abenteuerroman. Man verschlingt es. Aber es ist kein Roman, sondern bittere Wirklichkeit, nüchtern berichtet. Der Titel „Nur die Wahrheit macht uns frei“ klingt zwar nach einem Aufschrei, ist jedoch eine schlichte philosophische Tatsache. Wahrheit ist „Enthüllung der Wirklichkeit“, wie Josef Pieper schrieb und lange vor ihm Thomas von Aquin in die klassische Formel brachte: adaequatio intellectus et rei – Wahrheit ist die Übereinstimmung des Denkens mit den Dingen, also die Wahrnehmung des Seins. Ohne diese Wahrnehmung der Wirklichkeit, so wie sie ist, kann man nicht frei entscheiden. Insofern ist der Titel gut gewählt. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit schafft Freiraum. Diesen Freiraum hat sich Sabatina James erkämpft und will sie überhaupt für die Frauen in der Sklaverei der Frau im Islam erkämpfen.

James berichtet von diesem Kampf. Wie sie ihre Familie verläßt und von ihr verstoßen wird, weil sie den Cousin nicht heiraten will. Wie sie vor den Männern flüchtet, die die Ehre des Islam wiederherstellen wollen, indem sie die Renegatin töten. Wie dieser Staat (Deutschland) Menschen wie sie kaum zu schützen vermag, welche Triumphe die Naivität bei den deutschen Behörden feiert, wie diejenigen, die alle Kulturen und Religionen auf eine Stufe stellen (die „Kulturrelativisten“) die Integration behindern, wie Christen in islamischen Ländern vernichtet werden – es ist ein Buch, das durch seine Lebensnähe und den Mut der Autorin besticht und beeindruckt.

Und dennoch handelt es sich nicht um Erlebnisse eines einzelnen Falles. Sabatina James zitiert sehr genau, wenn es darauf ankommt, durch die Quellen die Allgemeingültigkeit eines Verhaltens zu dokumentieren. So antwortet sie bei einer Begegnung mit einer muslimischen Frauenrechtlerin auf den Einwand, Frauenrechte hätten mit der Religion nichts zu tun, mit der Sure 4,34: „Und wenn ihr fürchtet, daß irgendwelche Frauen sich auflehnen, dann ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“ Oder bei der Haltung des Islam gegenüber Konvertiten zitiert sie den Spruch Mohammeds: „Wenn ein Muslim seine Religion verläßt, dann töte ihn“ (Bukhari V4 B52 N260).

Diese reale, alltägliche Gefahr kennt sie als konvertierte Christin nur zu gut. Sie hat sie dort in den Madrassen real erlebt, wie „Tag für Tag Haß in unsere Herzen gelegt wird“. Und sie weiß auch: „Es ist besser, in Freiheit zu sterben, als in Unterwerfung zu leben.“ Deshalb könne sie „überhaupt nicht begreifen, wenn Frauen sich persönlich gegen die Freiheit entscheiden und zum Islam konvertieren“. Aber es geht ihr nicht nur um ihre persönliche Freiheit. Sie hat den Verein Sabatina e.V. (www.sabatina-ev.de) gegründet, um „Frauen und Mädchen vor einem grausamen Schicksal zu bewahren und um den mehr als 200 Millionen Christen, die weltweit aufgrund ihrer Religion um ihr Leben fürchten müssen“, beizustehen. Jährlich gibt es weltweit mehr als 5.000 registriere Ehrenmorde an muslimischen Frauen, allein in Deutschland wird die Zahl jährlicher Zwangsverheiratungen auf mindestens tausend Fälle geschätzt, die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen.

Sabatina James hat ein mutiges Buch geschrieben. Der Titel ist eine Mahnung für alle, die die Freiheit schätzen. In Deutschland aber droht unter der klebrigen Firnis der politischen Korrektheit, die Freiheit ihren Spielraum, ihren Lebensatem zu verlieren. Denn diese Wirklichkeit wird generell verdrängt und verharmlost. Man muß die Wahrheit auch wollen, meinte Max Weber mit Blick auf die Politik. Für diesen Willen und den dazugehörigen Mut ist Sabatina James ein Beispiel. Am Ende schreibt sie: „Als Christin kann man meinen Körper töten, nicht jedoch meine Seele. Man kann mich ermorden, aber nicht meinen Mut, meine Zivilcourage, nicht das, was ich durchgemacht habe und wodurch ich vielen anderen Menschen Hoffnung gegeben habe. Das ist mein Lebensprinzip. Die Saat, die ich säe.“ Es ist die Saat einer Lebenswirklichkeit, die man ändern muß, wenigstens im Rechtsstaat Deutschland, weil sie unmenschlich ist.

Sabatina James: Nur die Wahrheit macht uns frei. Mein Leben zwischen Islam und Christentum. Pattloch Verlag, München 2011, gebunden, 283 Seiten, 16,99 Euro

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