© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Arabellion und Religionsfreiheit: Nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer
Frühling wohl nur für den Islam
(ob)

Die seit Jahresbeginn sich vollziehenden politischen Umwälzungen in der arabischen Welt stuft Otmar Oehring, Leiter der Fachstelle Menschenrechte von Missio in Aachen, als primär ökonomisch motiviert ein. Den revoltierenden Massen gehe es um bessere materielle Zukunftsperspektiven und nicht pauschal um „Freiheit und Demokratie“ (Herder Korrespondenz, 9-2011). Schon gar nicht um Religionsfreiheit für Nicht-Muslime, wie allein die Ausmaße annehmende Unterdrückung der ägyptischen Kopten dieser Tage dokumentiert. Auch in der neuen, auf sozialen Druck hin geänderten marokkanischen Verfassung vom 1. Juli 2011 wird lediglich auf das Judentum im islamischen Königreich Rücksicht genommen. Abfall vom Islam oder Konversion werden wie bisher strafrechtlich sanktioniert. Für Konvertiten bestehe unverändert Gefahr für Leib und Leben, „sozialen Selbstmord“ begingen sie ohnehin. Ob sich diese Repressionen in Tunesien und Ägypten nicht noch verschärfen werden, vermag Oehring nicht einzuschätzen. Denn hier könne die Arabellion statt in Säkularisierung noch in die Islamisierung beider Staatswesen umschlagen, beziehungsweise in Auseinandersetzung zwischen Schiiten und Sunniten münden. Für alle nicht-islamischen Religionsgemeinschaften sei der „arabische Frühling“ darum derzeit nicht mehr als ein „Hoffnungsschimmer“. www.herder-korrespondenz.de 

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