© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Zeugen von der Graswurzel
Ein Protokoll der Tea-Party-Revolution
Ronald Gläser

War die Tea Party vielleicht doch eine Erfindung einiger rechter Politiker und ihrer konservativen Lobbyorganisationen? Ein packender Insiderbericht aus der Führungsspitze der Tea Party legt diesen Verdacht nahe. Der frühere Fraktionsvorsitzende der Republikaner im Repräsentatenhaus Dick Armey brüstet sich damit, er habe mit seiner Organisation „Freedom Works“ (Freiheit funktioniert) den Protest gegen die verantwortungslose Schuldenpolitik der US-Regierung initiiert.

Das Buch hilft, diese faszinierende Graswurzelbewegung des Mittleren Westen gegen Washington zu verstehen. Viele Europäer halten die Tea Party schlicht für Obama-Gegner. Aber das ist falsch. Der Widerstand gegen die Rettungspakete begann bereits unter George W. Bush, der am Ende seiner Amtszeit den ordnungspolitischen Sündenfall beging und kranke Banken und Firmen auf Steuerzahlerkosten sanierte. Dabei sah es zuerst nicht so aus, als würde daraus eine konservative Massenbewegung werden. Dafür hat Obama insofern gesorgt, indem er die Fehler Bushs im großen Stil fortgesetzt hat. Sogar diejenigen, die wie Armey Teil der Tea Party waren, sind vom Erfolg überrascht.

Wie es dazu kam und was die widerspenstige Tea Party seitdem erreicht hat, davon handelt dieses Manifest. „Give Us Liberty“ ist ein Protokoll dieses Aufstands gegen die Schuldenpolitik. Armey, der von Ludwig von Mises, Barry Goldwater und Friedrich August von Hayek inspiriert ist, berichtet nicht nur, wie Graswurzelorganisationen den Unmut angestachelt haben. Er gibt sogar konkrete Tips, wie eine solche Revolution abzulaufen hat. Dieser letzte Teil des Buchs stellt einen echten Nutzwert für den Leser dar, auch in Deutschland.

Allerdings sollte die Rolle von Organisationen wie „Freedom Works“ auch nicht überbewertet werden: Armey hat ein großes Interesse daran, die Tea Party als seinen persönlichen Erfolg darzustellen. In Wirklichkeit jedoch können Vereine und Initiativen nur eine Stimmung anheizen, die bereits latent vorhanden ist. Die anhaltende Erfolglosigkeit der diversen konservativen Splittergruppen in Deutschland beweist, daß eine Bewegung auch mit noch so viel Verve nicht einfach aus dünner Luft herbeigezaubert werden kann.

Dick Armey, Matt Kibbe: Give Us Liberty. Verlag William Morrow, New York 2010, gebunden, 268 Seiten, 15,99 Euro

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