© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Theatermonarch oder Medienkaiser
Wilhelm II. inszeniert sich selbst
(wm)

Der 150. Geburtstag Kaiser Wilhelms II. (1859–1941) hat das Bild des letzten Hohenzollern-Herrschers dadurch ein wenig aufgehellt, daß seine „modernen“ Seiten, vor allem die Technikbegeisterung und wissenschaftspolitische Aufgeschlossenheit in einigen Beiträgen zum Erinnerungsjahr 2009 schärfer konturiert wurden. Als eine Korrektur dieser Korrekturen am Kaiserbild kann hingegen nun Eberhard Demms ausdrücklich als „dichte Beschreibung“ konzipierte Studie über das 25. Regierungsjubiläum im Juni 1913 verstanden werden. Die detaillierte, bereits die 1911 einsetzenden Vorbereitungen beachtende Untersuchung (Archiv für Kulturgeschichte, 1-2011) mündet am Ende in der Frage, um dieses Datum der wilhelminischen Festkultur den Herrscher als „Theaterkaiser oder Medienmonarchen“ erscheinen lasse. Keine schmeichelhafte Alternative, aber Demms Ziel war es schließlich, am Zeremoniellen abzulesen, daß die Inszenierung symbolhafter Macht und Prestigeansprüche mit den politischen Gegebenheiten kollidierte. Die Feiern hätten nur noch den „Schein einer Macht“ repräsentiert. Auch durch „geschickte Mediensteuerung“ habe Wilhelm II. nicht seine „ungenügende politische Aktivität“ wettmachen und verdecken können, daß er zwar gern und gut den Kaiser spielte, aber unfähig gewesen sei, sich in der täglichen Regierungsarbeit durchzusetzen.  www.geschichte.uni-erlangen.de

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