© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Der „Fall Martin Böcker“
Verleumdung ohne Rüge
Michael Vollstedt

Die Studenten der Bundeswehr-Universität München wählten mit Oberleutnant Martin Böcker einen Chefredakteur ihrer Zeitschrift Campus, der konservativ denkt und auch so schreibt, unter anderem in der JUNGEN FREIHEIT. Alsbald warnte die Präsidentin der Universität, die Historikerin Merith Niehuss, öffentlich vor einer zu rechtslastigen Gesinnung Böckers. Seine Artikel geben dazu aber nichts her, wie dienstlich bestätigt wurde; dennoch traten weder der Verteidigungsminister noch der zuständige Vorgesetzte klar für die den Soldaten garantierte Meinungsfreiheit ein: Die vom Minister als persönliche Meinung gedeutete Verdächtigung durch Frau Niehuss bleibt ungerügt, der verleumdete Offizier wird nicht in Schutz genommen.

Die Seuche „Political Correctness“ erfaßt auch die Bundeswehr. Indes ist es auf ihrem Weg in die Berufsarmee wichtig, daß die Soldaten sich äußern – dienstlich wie öffentlich, ohne Einengung auf einen medialen „Mainstream“ und keineswegs nur zu militärischen Fragen. Als Staatsbürger in Uniform dürfen sie sich an jeder öffentlichen Meinungsbildung beteiligen, dies ist für ihre Verankerung in der Gesellschaft auch notwendig.

 

Michael Vollstedt, Generalmajor a. D., war Kommandeur der 2. Luftwaffendivision, diente im Bundesministerium der Verteidigung sowie im Nato-Hauptquartier.

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