© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Blick in die Medien
Keine Frauenquote:„taz“ auf Piratenjagd
Toni Roidl

Sehen wir’s mal so: Die Piraten haben in Berlin eine Regierende Bürgermeisterin Renate Künast verhindert. Klar, daß die Grünen das nicht witzig finden. Aber die Wut der Bündnis-90-Senioren sitzt viel tiefer. Noch mehr als die fette Stimmenbeute der Piraten trifft die alternativen Altvorderen, daß die Facebook-Generation die Apo-Opas so alt aussehen läßt.

Die taz als Magenblatt der Alternativen möchte die Stimmen-Freibeuter darum am liebsten am Hauptmast aufknüpfen! Seit Wochen haut die Linkspostille einen Schmähartikel nach dem anderen auf die junge Konkurrenz raus.

Als der Spitzenkandidat Andreas Baum am Tag nach der Wahl erklärte „Eine Frauenquote lehnen wir ab“, hatten die Redakteure endlich ein Gesinnungsvergehen festgestellt! Die taz knüpfte den Strick, „daß das postfeministische Profil, mit dem die Piratenpartei sich schmückt, dem präfeministischen Profil der CSU der siebziger Jahre ziemlich ähnelt.“ Eine leibhaftige „Genderberaterin“ durfte die Piraten zu „Antifeministen“ schreiben, was für Linke noch schlimmer ist, als Klimawandelleugnung. Weitere prominente Zeugen, darunter frühere Minister, wurden als Kronzeugen aufgeboten.

Autor Jörg Sundermeier regt sich auf, daß die Piraten nicht verstehen wollen, daß „zuallererst die Gleichberechtigung aller Menschen“ das Ziel sein müsse. „Konservativ“ lautet sein (vernichtendes) Urteil.

Inzwischen geht den Lesern das Piraten-Dissen auf den Keks. Kommentator Arne fragt: „Hat die taz jetzt vor der Redaktion Türsteher stehen, die AutorInnen nicht rauslassen, bevor sie nicht ’nen Artikel über die Piraten verfaßt haben?“

Die Piraten selbst reagieren bockig auf die grüne Kritik. Insbesondere die Frauenquote von 50 Prozent bleibt für sie indiskutabel. Das muß man verstehen: Die meisten IT-Nerds haben noch nicht einmal eine Freundin, wo sollen die auf einen Schlag 50 Prozent Frauen hernehmen?

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