© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Meldungen

Bundesbank: Kredite für Euro-Schuldensünder

MÜNCHEN. Das Ifo-Institut hat vor den Gefahren der Target-Kreditvergabe durch die Bundesbank gewarnt. Dies sei „eine Verlagerung der normalen Geldschöpfung zwischen den Euro-Ländern – konkret aus Deutschland in die GIPS-Länder –, die dazu dient, das Versiegen der privaten Kapitalzuflüsse in diese Länder und die Kapitalflucht von dort zu kompensieren“, schrieb Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in der Süddeutschen Zeitung. Da Griechenland, Irland, Portugal und Spanien „ausländischen Kredit nur noch zu hohen Zinsen bekamen, durften sie sich durch eine Ausweitung der Notenbankkredite zu Lasten der entsprechenden Kredite in Deutschland selbst helfen“. Die Bundesbank mußte der Europäischen Zentralbank dafür einen Kredit einräumen, und die gab ihn an die GIPS-Länder weiter, so Sinn. Im Juni lag die Target-Schuld der GIPS-Notenbanken bei 327 Milliarden Euro, im August waren es bereits 390 Milliarden Euro. Damit wurden die Zahlungsbilanzdefizite der GIPS-Länder finanziert. (fis)

 

Gesundheitswesen: Im Geist der Funktionalität

FREIBURG. Auch vier Generationen nach Bismarck wähnt Wolfgang Hien den Geist der wilhelminischen Sozialgesetzgebung (JF 29/11) noch sehr lebendig. Immer noch werde das öffentliche Gesundheitswesen von einer mehr „barmherzigen“ als „gerechten“ Sozialethik beherrscht (Zeitschrift für medizinische Ethik, 3/11). Bis in den Behandlungsalltag der Arbeitsmedizin und Sozialpsychiatrie hinein sei zu spüren, wie unangefochten der Maßstab von „Leistung und Selektion“ Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung regiere. Dieser „volksgesundheitliche Funktionalismus“ ordne sich „marktlogischen Interessen“ unter und lasse für das Gesundheitssystem kaum absehbare Folgen befürchten, zumal eine weitere Durchsetzung „marktradikaler Interessen“ wohl die gesundheitspolitische Agenda bestimme. Ob die von Hien eingeklagte „Berufsethik“, die sich an moralphilosophischen Abstraktionen von Hans Jonas oder Seyla Benhabib orientiert, neue Handlungshorizonte eröffnet und für die Praxis bestimmend wird, dürfte wenig wahrscheinlich sein. (ck)

 

Zahl der Woche

Mit 3,2 Billionen Dollar hat China derzeit die größten Devisenreserven aller Schwellenländer. 2007 waren es nur 1,3 Billionen Dollar gewesen. Rußland besitzt etwa 484 Milliarden, Taiwan 400 Milliarden, Brasilien 353 Milliarden und Südkorea 311 Milliarden Dollar. (Quelle: SLJ Macro Partners LLP)

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