© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Berlin-Wahl: Protestparteien
Preis der Zersplitterung
Dieter Stein

Zwei nahezu inhaltsgleiche Parteien – Pro Deutschland und Die Freiheit – haben sich in Berlin eine aufreibende Schlacht geliefert, um bürgerliche Protestwähler zu sammeln. Es war leider zuletzt absehbar, daß dies in einem Fiasko enden würde – das ernüchternde Ergebnis lag sogar unter den skeptischen Erwartungen. Nach Sarrazin gab es Hoffnung auf eine Partei, die Zuwanderung und Überfremdung thematisiert und dies mit freiheitlichem Profil verbindet. Die Fokussierung auf einen Anti-Religionswahlkampf traf jedoch nicht den Nerv. Die Zersplitterung tat neben dem Medienboykott und linker Attacken ihr übriges, daß die zwei Anti-Islamparteien untergingen.

Der Verfall der öffentlichen Ordnung, verwahrloste Schulen, Übergriffe in U-Bahnen und Bussen, lasche Justiz, schlecht ausgerüstete Polizei, brennende Autos, Integrationsverweigerung und Zuwanderung in die Sozialsysteme: Das sind die Themen, die die Berliner empören – die Ausübung seiner Religion betrachtet man hier aber als Privatsache. In Preußen soll getreu dem Alten Fritz „jeder nach seiner Façon selig werden“. Durchgestrichene Moscheen als Logo und Anti-Islam-Hysterie wirkten somit eher irritierend.

Dabei deuten am Schluß die 2,2 Prozent für Freiheit und Pro sogar an, welches Potential aktivierbar wäre, wenn künftig die Kräfte gebündelt und das Profil klarer wäre.

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