© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Frisch gepresst

Byzanz. Als Fundament des christlichen Abendlandes ging das Byzantinische Reich in die Geschichte ein. Als Sinnbild des europäischen Humanismus und mit seiner ungewöhnlich langen Beständigkeit gilt es in der Weltgeschichte als einzigartig. Die einstige byzantinische Hauptstadt Konstantinopel zählt noch heute zu den schönsten Metropolen Europas. Tausend Jahre gelang es zahlreichen Kaisern, das von Konstantin geschaffene Reich mit römischen Staatswesen, griechischer Kultur und dem Christentum als Religion aufrechtzuerhalten, bevor es schließlich 1453 von den Osmanen zerstört wurde. Mit ihrem Werk „Das Licht der Welt“ gibt die Rundfunkjournalistin Ursula von Löhneysen einen interessanten Einblick in die Entstehung der christlichen Hochkultur am Bosporus und den jahrhundertelangen Konflikt zwischen Abend- und Morgenland. Anschaulich bebildert und mit Zitaten im Überfluß belegt, wird die Chronik des Reiches und die damit verbundene Rolle der Byzantiner als erste christliche Vorkämpfer gegen den Islam erzählt. (sf)

Ursula von Löhn-eysen: Das Licht der Welt. Eintausend Jahre Byzanz. Selbstverlag, Berlin 2011, 64 Seiten, Abbildungen, broschiert, 14 Euro

 

Jud Süß. Über die filmische Adaption der Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer (1698–1738), die 1934 dem englischen Kinopublikum präsentiert wurde, urteilte der deutsche Propagandaminister Joseph Goebbels, hier hätten die jüdischen Drehbuchautoren „aus einer Finanzhyäne einen Heiligen“ gemacht. Goebbels beschritt sechs Jahre später den umgekehrten Weg, als er Veit Harlan beauftragte, die historische Gestalt, die nicht schuldlos von den im württembergischen Absolutismus waltenden Kräften zermahlen wurde, in den Mittelpunkt eines Streifens zu rücken, der seit 1945 unisono als Muster eines antisemitischen Hetzfilms gilt. Zur historischen Figur des „Jud Süß“ und zur Rezeptionsgeschichte, die sich literaturhistorisch auf Wilhelm Hauffs Novelle von 1827 (im Band vollständig abgedruckt), auf Lion Feuchtwangers Roman von 1925 und filmhistorisch auf Harlan sowie auf das jüngste Erzeugnis zum Thema, Oskar Roehlers „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ (2010), konzentriert, hat der Wormser Gymnasiallehrer Jörg Koch ein informatives, als Einstieg in die brisante Materie geeignetes Werk vorgelegt. (jr)

Jörg Koch: Joseph Süß Oppenheimer, genannt „Jud Süß“. Seine Geschichte in Literatur, Film und Theater. WBG, Darmstadt 2011, gebunden 151 Seiten, Abbildungen, 14,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen