© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Frisch gepresst

Düppel 1864. Hinter dem reißerischen Titel „Schlachtbank Düppel“, den der Sonderburger Journalist Tom Buk-Swienty für seinen militärhistorischen Erstling über die Klimax des deutsch-dänischen Krieges am 18. April 1864 gewählt hat, verbirgt sich gottlob keine anachronistische Vordatierung des volkspädagogischen Ideologems vom „Vernichtungskrieg“. Den Leser erwartet vielmehr eine aus ergiebig sprudelnden Quellen gespeiste, mit viel Sinn für dramaturgischen Spannungsaufbau komponierte Darstellung der vierstündigen Entscheidungsschlacht, in der 9.000 dänische einer Übermacht von 27.000 preußischen Kämpfern unterlagen. Buk-Swienty liefert damit ein fesselndes Stück Alltags- und Mentalitätsgeschichte, die auch grausige Details nicht ausspart. Andererseits versteht er es, die blutigen Stunden auf den Düppeler Schanzen in das komplizierte Mächtespiel der „großen europäischen Politik“ einzubetten und deutlich herauszuarbeiten, wie die auf Schleswigs Annexion gerichteten Ambitionen des dänischen Nationalismus – und nicht etwa der notorische „Militärstaat Preußen“ – diesen Waffengang provozierten. Entstanden ist so ein Meisterwerk moderner Kriegsgeschichtsschreibung. (ob)

Tom Buk-Swienty: Schlachtbank Düppel. Geschichte einer Schlacht, Osburg Verlag, Berlin 2011, gebunden, 360 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro

 

Memelland. Der Band zur Kulturgeschichte Memels, das im Untertitel leider nur mit dem litauischen Namen der östlichsten deutschen Hafenstadt genannt ist, versammelt die Referate einer 2009 an der Dange abgehaltenen Tagung der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Abgesehen von vier Aufsätzen über Memel im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit liegt der Schwerpunkt auf der Zeitgeschichte mit ihren „politischen Memellandproblemen“, wie sie aufgrund des den osteuropäischen Raum in einen einzigen Unruheherd verwandelnden Versailler Vertrags von 1919 entstanden waren. Hervorzuheben sind zu dieser Thematik die Studie des Rechtshistorikers Dietmar Willoweit über die memelländische Verfassungskrise von 1931/32 sowie der umfangreichste Beitrag des Bandes, Lutz Oberdörfers Untersuchung über „Die Großmächte und die Zukunft des Memellandes 1919–1924/25“. (kn)

Bernhart Jähnig (Hrsg.): Memel als Brücke zu den baltischen Staaten. Fibre Verlag, Osnabrück 2011, gebunden, 247 Seiten, Abbildungen, 36 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

18. September 1921: Unter Absingen des Deutschlandliedes demon-strieren auf dem Wiener Rathausplatz Hunderttausende gegen die „Unterdrückung des Deutschtums“ durch den Vertrag von St.-Germain und fordern den Anschluß an das Deutsche Reich.

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