© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Klagewelle gegen Großbanken in den USA
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Marco Meng

Wie erwartet klagt die US-Aufsichtsbehörde für die Hypothekenwirtschaft (FHFA) gegen die 17 größten Banken wegen Betrugs im Zuge der Finanzkrise 2008. Der Vorwurf: Sie sollen Schrotthypotheken im Volumen von 196 Milliarden Dollar in große Wertpakete gebündelt, dann verbrieft und als erstklassige innovative Finanzprodukte in alle Welt verkauft haben. Auch die Deutsche Bank gehört zu den Beklagten, sie steht an vierter Stelle der FHFA-Liste.

Wird also aufgeräumt? Nein, es läuft weiter wie bisher: immer höhere Eigenkapitalrenditen und Boni bleiben das Ziel, wozu immer neue Finanzprodukte erdacht werden. Etwa Verbriefungen und Derivate („abgeleitete Finanzprodukte“), mit denen man vor allem außerbörslich wettet, werden ungehindert gehandelt. Angesichts der Euro-Krise sind vor allem Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps/CDS) der Renner. Man kann weiterhin kaufen, ohne daß man das, was sie versichern, überhaupt besitzt. Ganz aus dem Auge verloren hat die globalisierte Finanzindustrie dabei, wozu sie eigentlich da ist: nämlich zur Versorgung der Realwirtschaft mit Liquidität.

Auch in Zukunft setzen die Geldhäuser auf die Rettung durch Staat oder Notenbanken, also den Steuerzahler, was Bank of England-Direktor Paul Fisher kürzlich im Sunday Telegraph beklagte. Die Banken üben Druck auf die Regierungen aus, Pleiteländer wie Griechenland unbedingt im Euro zu behalten und zu „retten“. Die 90 größten Banken Europas haben schließlich Anleihen der Pleitestaaten im Wert von über 750 Milliarden Euro in ihren Büchern.

Und die meisten Banken sind so eng miteinander verflochten, daß der Kollaps eines Instituts andere mit in den Strudel ziehen würde – die Zahl der Banken, die so groß sind, daß ihre Pleite die gesamte Wirtschaft destabilisieren würde (Too Big to Fail), ist sogar größer noch als 2008. Ob für die „Rettung“ des Euro oder für die Banken – zahlen muß letzten Endes nur einer: der Steuerzahler.

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