© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Im Glauben fest
Nachruf: Zum Tode des SPD-Politikers Hans Apel
Ronald Gläser

Nach einem wie Hans Apel wird man heute in der SPD vergeblich suchen. Er galt als einer der letzten herausragenden Vertreter des konservativen Flügels seiner Partei. Unter Bundeskanzler Helmut Schmidt diente Apel als Finanzminister und – von 1978 bis 1982 – als Verteidigungsminister. In diese Zeit fiel die Diskussion um den Nato-Doppelbeschluß und der von Apel initiierte Traditionserlaß für die Bundeswehr, der bis heute Gültigkeit besitzt. Von 1965 bis 1990 gehörte Apel dem Bundestag an. Im Jahr 1985 kandidierte der gebürtige Hamburger als Regierender Bürgermeister von Berlin, unterlag jedoch Amtsinhaber Eberhard Diepgen (CDU).

Abseits der politischen Bühne sorgte der tiefgläubige Christ im Jahr 1998 mit seinem Austritt aus der evangelischen Kirche für Aufsehen. Zur Begründung hatte er die Segnung homosexueller Paare durch die Kirche angeführt. „Dieser Schritt zerstört 2.000 Jahre Christentum und macht die Gebote unseres Herrn und die Vorgaben des Apostel Paulus zur Makulatur“, sagte er 2007 in einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT.

1995 gehörte Apel, der 1955 in die SPD eingetreten war, zu den Unterzeichnern des von konservativen Kreisen initiierten Aufrufs „Gegen das Vergessen“, mit dem anläßlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes an die deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnert werden sollte. Auf Druck seiner Partei zog er seine Unterschrift später wieder zurück.

Am Dienstag vergangener Woche verstarb Apel im Alter von 79 Jahren in einer Hamburger Klinik.

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