© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

„Flagge zeigen“
Lebensschutz: Pfarrer Prinz Philip Kiril von Preußen über den „Marsch für das Leben“ und den Haß der Linksextremisten
Marcus Schmidt

Königliche Hoheit, warum unterstützen Sie den Marsch für das Leben?

Preußen: Wir müssen Flagge zeigen für das wichtigste Grundrecht, das aber am meisten mit Füßen getreten wird: das Recht auf Leben. Jedes Jahr bringen wir Hunderttausende Kinder – mit Dunkelziffer sind es bis zu 300.000 – im Mutterleib um! Die meisten Menschen haben das leider verdrängt. Als Christ ist für mich das Gebot „Du sollst nicht töten“ verbindlich. Es kann nicht sein, daß wir seit Jahrzehnten eine Kultur des Todes pflegen, wo wir das Lebensrecht unserer Kinder davon abhängig machen, ob sie gerade optimal in die eigene Lebensplanung passen. Das Recht auf Leben ist hier nicht verhandelbar. Und Christus war immer auf seiten der Schwachen. Die Schwächsten sind ohne Zweifel die unschuldigen Kinder. Gleichzeitig müssen wir sorgenvollen werdenden Müttern Verständnis und jedwede Hilfe anbieten.

Was kann eine Veranstaltung wie der Marsch für das Leben bewirken?

Preußen: Ich hoffe, daß diese Märsche zu einem wachsenden „Aufstand der Aufgewachten“ werden. Wir brauchen einen Bewußtseinswandel! Es ist für mich ähnlich, wie zu Zeiten Martin Luther Kings in den Vereinigten Staaten. Damals war die Diskriminierung der Schwarzen für die Mehrheitsgesellschaft „normal“. Erst durch das mutige Aufstehen der Schwarzen unter der Führung von King vollzog sich ein Wandel. Heute wäre gesellschaftlich legitimierter Rassismus dort gottlob undenkbar. Wenn Martin Luther Kings Traum sich in unseren Tagen sogar soweit erfüllt hat, daß Barack Obama mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt und bejubelt wird – warum sollen wir in Deutschland dann nicht auch die Hoffnung haben, daß wir einen ähnlichen Wandel erleben können mit Blick auf Abtreibung?

Wie erklären Sie sich die aggressiven und gewalttätigen Reaktionen der Linksextremisten auf die Veranstaltung?

Preußen: Diese Aggressivität und wachsende Gewalttätigkeit ist in hohem Maße erschreckend. So haben die SA-Horden auch angefangen. Linksextremisten sind oft dezidierte Atheisten. Denn Gott wäre ja eine Autorität über ihnen und das lehnen sie ab. Und jemand, der zutiefst an Gott glaubt – Lebensschützer sind meist tiefgläubige Christen –, macht sie anscheinend per se aggressiv. Das beweisen auch die haßerfüllten, gotteslästerlichen und volksverhetzenden Banner, die sie den Lebensschützern entgegenhalten. Um so wichtiger ist es für uns, darauf nicht auch aggressiv zu reagieren. Jesus erwartet Feindesliebe und die andere Wange hinzuhalten. Auch wenn mir das manchmal schwerfällt, als Mann voll Schaffenskraft und guten Überzeugungen, sich anpöbeln, niederschreien und womöglich bewerfen zu lassen.

 

Prinz Philip Kiril von Preußen,43, ist Pfarrer, verheiratet und Vater von sechs Kindern

 

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