© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Proteste gegen Papst-Rede im Bundestag
Das ist intolerant
Jürgen Liminski

Der Papst kommt – für die einen Grund zur Freude, für andere Grund zum Protest. Der Papst kommt als Oberhaupt des Vatikanstaats, es ist ein Staatsbesuch. Natürlich läßt sich seine politische Funktion nicht von der religiösen trennen, er ist auch immer das Oberhaupt der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken.

Insofern ist er eine Persönlichkeit von Weltrang, seine Präsenz ehrt den Bundestag. Protokollarisch spricht er im Hohen Haus als Staatschef, inhaltlich als Papst. Das bringt Kirchengegner auf die Barrikaden. Absichtsvoll haben sie einen Tag vor dem Auftritt des Papstes einen Gesetzentwurf der Grünen-Fraktion zur Homo-Ehe auf die Tagesordnung des Bundestages gehoben. Ihre Botschaft: Das sei das Gesetz, nicht das, was die Kirche sage, und die Kirche habe sich dem zu beugen.

Ihnen sei ein Wort des verstorbenen Marxisten und Trägers des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Leszek Kolakowski, ans Herz gelegt: „Die Homosexuellenverbände fordern, daß die Kirche ihre Lehre widerruft … Wenn einige Homosexuelle finden, daß die Kirche irrt, so können sie austreten, ohne daß ihnen etwas passiert; wenn sie aber der Kirche ihre eigene Meinung aufzwingen wollen, dann verteidigen sie nicht die Toleranz, sondern propagieren Intoleranz. Toleranz herrscht dort, wo sie gegenseitig ist.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen