© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/11 / 09. September 2011

Zerwürfnis zwischen der Türkei und Israel
Eskalation der Entfremdung
Günter D. Franke

Die Ausweisung von Israels Botschafter, die Aussetzung der militärischen Zusammenarbeit, Schimpfkanonaden und Schikanen: Daß die seit langem schwelende Krise zwischen den einstigen Partnern Türkei und Israel weiter eskaliert, braucht niemanden zu wundern. Die Zeiten, in denen die Türkei als einziges muslimisches Land in einer „Strategischen Partnerschaft“ mit Israel kooperierte, als Ankara Rüstungstechnologie aus Israel bezog und dessen Luftwaffe über der Türkei üben durfte, sind vorbei. In Ankara regieren nicht mehr die Militärs, sondern die islamische AKP, und Israel wird im Umgang mit den Palästinensern immer rigider.

Für die Entfremdung gibt es Gründe, die in der Sache liegen: Benjamin Netanjahu hat das Ziel eines palästinenserfreien homogeneren Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan vor Augen, Recep Erdogan sichert sich mit der Positionierung für die Palästinenser die Sympathie der „muslimischen Straße“ – daheim und im ganzen Nahen Osten; wichtig für den Machterhalt und für sein Ziel, die Türkei als eine Führungsmacht der islamischen Welt zu etablieren.

Dazu kommt, daß die handelnden Kontrahenten, Netanjahu wie Erdogan, „Hardliner“ sind, nicht für Harmonie, sondern für Konfrontation geschaffen; koste es ihre Völker (oder noch besser das jeweils andere), was es wolle.

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