© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/11 / 26. August 2011

Georg Friedrich Prinz von Preußen. Der Hohenzollern-Chef heiratet am 27. August
Hurra! Hurra! Hurra!
Johannes Ludwig

Gerne weist er auf die optische Ähnlichkeit mit seinen Vorfahren hin, auf die „preußische Nase“, die er von Friedrich dem Großen und Wilhelm II. geerbt hat. Der Geschichte und Tradition seiner Familie, dem Haus Hohenzollern, fühlt er sich verpflichtet – als Adliger fühlt er sich allerdings nicht. Nun heiratet der 35jährige Chef des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, und zwar standesgemäß, nämlich Prinzessin Sophie von Isenburg.

Seit dem Tod seines Großvaters Louis Ferdinand 1994 steht „Prinz Georg“ dem Haus Hohenzollern vor. Der Vater des Majors der Reserve war 1977 bei einem Manöverunfall ums Leben gekommen; sein Onkel Friedrich Wilhelm, eigentlich der Erstgeborene, hatte bürgerlich geheiratet und damit gegen die hohenzollernschen Hausgesetze verstoßen. Also setzte Louis Ferdinand seinen Enkel als Alleinerben ein. Für den wiederum ist der Großvater das entscheidende Vorbild: Auf seinen Rat hin studierte Prinz Georg Betriebswirtschaftslehre, um einen bürgerlichen Beruf ergreifen zu können, und sammelte Studienerfahrungen im Ausland. Heute arbeitet er für eine Unternehmensgruppe, die Hochschulpatente verwertet.

Entscheidend für die Vorbildfunktion des Großvaters, so Prinz Georg, sei die Art und Weise gewesen, wie dieser die Familie zusammengehalten und ihre Tradition gewahrt habe. Damit dies auch heute möglich sei, wünscht sich Prinz Georg „eine gewisse Fairneß im Umgang mit der Geschichte meiner Familie“. Zu diesem Zweck arbeitet er auch selbst daran, ein positives Hohenzollern- und Preußenbild in der Öffentlichkeit zu verankern: Er fördert Forschungen und Ausstellungen zur preußischen Geschichte und hat dazu ein Internetportal ins Netz gestellt, das über Geschichte und Gegenwart seines Hauses informiert.

Der Zeitschrift Cicero erklärte er 2005, er habe keine politische Rolle und strebe auch keine an. Sein Großvater hatte das noch etwas anders gesehen und war zumindest bereit gewesen, das Amt des Staatsoberhauptes zu übernehmen, sofern das Volk dies wünsche. Für Prinz Georg aber „stellt sich diese Frage nicht“. Und er hat auch recht damit. Denn wesentlich wertvoller als realitätsferne Kämpfe um eine Wiederherstellung der Monarchie in Deutschland ist der Versuch Prinz Georgs, die Geschichte seines Hauses und Preußens aus dem Schmutz zu befreien, in den es jahrzehntelang gezogen wurde. Es ist sehr zu wünschen, daß dies dem sympathischen jungen Mann mit der preußischen Nase weiterhin gelingen möge, der sich deshalb nicht als Adliger fühlt, weil Teile des europäischen Adels im Umgang mit den Medien einen eindeutigen „Mangel an Stil“ (Prinz Georg) an den Tag legen. Da ist es zu verschmerzen, wenn unsere Fürstenhochzeit nicht ganz so viel Aufmerksamkeit erregen wird wie die anderer Nationen.

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