© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/11 / 19. August 2011

Umwelt
Enttäuschte Hoffnungen
Volker Kempf

Große Erwartungen wurden in den fünfziger Jahren in die Atomkraftnutzung gesetzt. Selbst die Hochseeschiffahrt sollte mit kernbetriebenen Frachtern abgewickelt werden. Geblieben sind von diesem Traum ein paar Atom-U-Boote und Flugzeugträger sowie ein großer Streit um die Risiken und Nebenwirkungen der Atomstromproduktion. Die Kernfusion war der nächste Traum, der aber von Problem zu Problem taumelte. Die Geothermie hatte in Deutschland große Erwartungen geweckt. Nach diversen Rückschlägen wurden die Verheißungen kleinlauter (JF 2/11). Der Klimaschutz entfachte die große Kohlendioxid-Diskussion. Eine Patentlösung für das CO2 aus den Kraftwerken mußte her: Das Abgas sollte einfach unter der Erde gespeichert werden. Doch so einfach ist das nicht, sondern selbst energieintensiv und riskant.

„Die Kohlendioxid-Speicher können leckschlagen und große Schäden verursachen.“

Für Forschungszwecke beschloß der Bundestag kürzlich ein Gesetz zur CO2-Speicherung (CCS). Doch die betroffenen Bundesländer sehen nicht nur Zukunftsträume, sondern haben längst auch Zukunftsängste. Denn Erfahrungen aus Kanada zeigen, daß die CCS-Technologie für die Umwelt sehr problematisch ist. Speicher können leckschlagen und große Schäden verursachen. Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen, die sonst gerne ein Herz für das CO2-Problem haben, protestieren in Schleswig-Holstein: Durch CCS könnte Salzwasser in die Süßwasserschichten eindringen. Der technische Fortschritt kommt im Schneckentempo, manchmal führt er auch in Sackgassen. Aber Träume sind ein großer Antrieb. Wichtig ist nur, daß man Träume und Hoffnungen nie über einmal gemachte Erfahrungen stellt. Und es ist nüchtern festzustellen, daß die Technik nur ein Faktor zur Lösung von Problemen ist, die sich der Mensch mit seinen zivilisatorischen Ansprüchen und seiner stetig wachsenden Zahl selbst geschaffen hat.

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