© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/11 / 19. August 2011

Nur bei Bernie kriegten sie kalte Füße
Unrat: In der US-Zeitschrift „Vanity Fair“ werden deutsche Banker zu den dümmsten der Welt erklärt
Andreas Wild

In der jüngsten Ausgabe der US-Zeitschrift Vanity Fair finden sich höchst uncharmante Äußerungen über das deutsche Bankwesen, speziell über die deutschen Banker. Deutschlands Banker, so heißt es dort, seien „die dümmsten der Welt“. Auf jeden Trick der internationalen Finanzwelt seien sie in der letzten Zeit hereingefallen. Sie hätten buchstäblich keine Gelegenheit ausgelassen, sich „freiwillig dreckig zu machen“.

So hätten sie wie verrückt Geld an US-Schuldner aus der großen Immobilienkrise von 2007 verliehen, obwohl die Wertlosigkeit der Papiere offen zutage lag. Auch „dreiste irische Immobilienbarone“ seien von ihnen gepäppelt worden, selbst dann noch, als diese längst nach Pleite rochen. Und mit den Investitionen in Island sei es dasselbe gewesen. Einzig auf den (inzwischen verurteilten) New Yorker Finanzbetrüger Bernie Madoff seien die Herren aus Frankfurt und Düsseldorf nicht hereingefallen, aber nur deshalb nicht, weil Madoff Jude war. Das sei eben der Vorteil einer „judenfreien Bankenwelt“.

Der Artikel in Vanity Fair ist offen antideutsch, er nennt die Deutschen insgesamt „Spießer“ (babbits), die „vergeblich den Nazi in sich zu übertünchen suchen“, und leitet daraus messerscharf die angebliche Dummheit ihrer Banker ab. Journalistischer Unrat also, mit dem offenbar vom Dreck vor der eigenen Haustür abgelenkt werden soll.

Freilich, in mancher Schimpfe steckt durchaus ein realer Kern, und so wohl auch hier. Die deutschen Banken haben tatsächlich mehr als alle anderen zahlreiche (an sich durchschaubare) Pleite-Unternehmen finanziert, und ihre Guthaben (in Island 21 Milliarden, in US-Immobilienfonds 60 Milliarden, in Irland 100 Milliarden) sind für immer verloren. Für sie mußte bekanntlich der deutsche Steuerzahler aufkommen.

Man darf aber fragen, ob diese Pleitepolitik wirklich „typisch deutsch“ war. Die Investmentpolitik der Deutschen Bank beispielsweise leitete damals ein Inder, der mittlerweile zum designierten neuen Vorstandsvorsitzenden des Instituts aufgestiegen ist, obwohl er nicht einmal Deutsch kann. Der „Nazi in uns“ macht’s möglich. Auf den läßt sich alles bequem abschieben, sogar die gegenwärtige Finanzkrise.

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