© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/11 / 12. August 2011

Kontrafaktische Geschichte: Was wäre wenn ...
Szenarien mit alternativen Verläufen
(jr)

Winston Churchill hätte 1931 bei einem Verkehrsunfall in New York fast sein Leben eingebüßt. Daß Adolf Hitler nach 1933 leicht einem Attentat zum Opfer hätte fallen können, ist unbestreitbar. Beider Tod vor 1939, so fabuliert der Hamburger Privatdozent Dierk Walter in seiner Studie über „Technik und Nutzen kontrafaktischer Geschichte“ (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 5-6/2011), „hätte die Geschichte des 20. Jahrhunderts bis zur Unkenntlichkeit verändert“. Solche Gedankenspiele mit alternativen Geschichtsverläufen sind gerade unter angelsächsischen Historikern äußerst beliebt. Die phantastischen Szenarien reichen bei ihnen vom Verschwinden des Abendlandes, hätten die Perser das antike Griechenland ausgelöscht, den Folgen eines Sieges der Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg bis zu John Keegans Kalkulation eines deutschen Sieges im Zweiten Weltkrieg für den Fall, daß Rommels Afrikakorps nach Ägypten und in den Nahen Osten vorgestoßen wäre. Vom Unterhaltungswert abgesehen, der auch an Bestsellern wie Robert Harris’ „Fatherland“ ablesbar sei, böten „Alternativgeschichten“ die Chance, dem historiographisch-teleologischen Determinismus zu entkommen, der vergessen lasse, daß Vergangenheit immer eine offene Zukunft hatte und auch „anders hätte ausgehen können“.

 www.friedrich-verlag.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen