© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/11 / 12. August 2011

Blick in die Medien
Jeder Journalist weiß: ohne PC – kein Preis
Toni Roidl

Viele Journalisten leiden. Niemand würdigt sie angemessen. Schreiben sie die Wahrheit, will das keiner wissen; schreiben sie die Unwahrheit, interessiert’s auch niemanden. Um Balsam auf die Schreiberseelen zu streichen, werden regelmäßig ausgesuchte Autoren dekoriert. Medien, Parteien und Verbände verteilen Auszeichnungen – Journalistenpreise.

Diese entsprechen in etwa der Bedeutung der vielen Kleinkunstpreise für Kabarettisten. Kein Mensch hat zum Beispiel je vom „Journalistenpreis Holzpackmittel“ vom Bundesverband für Paletten und Exportverpackung e.V. gehört. Wird aber jedes Jahr verliehen. Und zwar für „Beiträge, welche die Bedeutung von Holzpackmitteln für weltweite Warenströme hervorheben und die Vorteile gegenüber anderen Verpackungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“. Wer hätte das geahnt? Genauso ist es mit dem „Hessischen Klimapreis“ für heiße Luft gegen CO2.

Rund 30 verschiedene Journalistenpreise werden von der Wirtschaft vergeben, dagegen nur zwei für Kultur und ein einziger für philosophische Beiträge. Da unsere schreibende Zunft überwiegend Soziologie studiert hat, werden die meisten Häupter in der Sparte „Gesellschaft“ preisgekrönt.

Die Ritterkreuze der politischen Korrektheit sind redundant, aber lukrativ: Für den Journalistenpreis „Für Vielfalt. Gegen Diskriminierung“ gibt’s 5.000 Euro von der „Generaldirektion Chancengleichheit“ der EU. Der „Menschenrechts-Preis der Evangelischen Medienzentrale Bayern“ bringt immerhin zweitausend Euro. Der „Felix-Rexhausen-Preis“ vom Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen e.V. ist noch 500 Euro wert.

Jackpot ist der „Wächterpreis der Tagespresse“ mit sage und schreibe 26.000 Euro. Dafür wird das mutige „Abwenden von Angriffen auf die Pressefreiheit“ verlangt. Angriffe auf Campus-Redakteure sind damit  aber eher nicht gemeint.

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