© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/11 / 12. August 2011

Zeitschriftenkritik: Lunapark 21
Verkürzte Kritik des Kapitalismus
Werner Olles

Ist die Krise des globalen Finanzsystems nun eine Niederlage des Neoliberalismus und geht das globalkapitalistische System mit all seinen unguten Hinterlassenschaften unbelastet von radikaler Kritik allmählich in den freien Fall über? Die akademischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind sich hier keineswegs einig, und allein dies sagt viel über die ökonomische Logik, die in den Instituten, Verbänden und Gewerkschaften herrscht.

Eine „Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie“ – so bezeichnet sich Lunapark 21 im Untertitel – müßte angesichts all der häßlichen Erscheinungsformen der neuerdings von Politikdarstellern sämtlicher Couleur wieder gern beschworenen „westlichen Werte“ daher Kriterien und Beiträge zur Kritik einer Gesellschaft entwickeln, die sich selbst offenbar nur noch als Warengesellschaft begreift und die einstmals große europäische Idee zu einem Schuldenverschiebebahnhof degradiert. Doch sucht man hier solche Krisenanalysen, die in den Schriften des esoterischen Marxisten Robert Kurz immer wieder aufscheinen, leider vergeblich. Winfried Wolf, der Chefredakteur der Zeitschrift, der es von der trotzkistischen Gruppe Internationale Marxisten (GIM) über die stalinistische Vereinigte Sozialistische Partei – in der sich die Trotzkisten mit ihren Todfeinden aus der KPD/ML zusammenfanden – bis zum Sammelbecken PDS schaffte, ist zwar kein ausgesprochener Arbeiterbewegungs-Marxist, doch bleibt er wie diese im Gewebe der Globalisierung hängen, die dann auch im alten reformsozialistischen Raster interpretiert wird.

So bestimmen die aktuelle Ausgabe (Heft 14, Sommer 2011) einmal mehr Modethemen wie „Letzte Warnung Fukushima“ oder Artikel über den „landesweiten Frauenstreiktag in der Schweiz“ und die „Folgen von Gentechnik“. Mehr als alles andere beschreiben solche Beiträge den bejammernswerten Zustand der Linken zwischen Genügsamkeit, Obskurantismus und purer Regression. Dabei krankt der Sozialstaats- und Polit-Romantizismus, der hier beschworen wird, an allen Ecken und Enden. Selbst Georg Fülberths verkürzte Kapitalismuskritik drückt sich um die für Linke unangenehme Wahrheit herum, daß die Globalisierung der Wirtschaft mit weltumspannenden Großkonzernen, die immer weitere Beseitigung der nationalen Souveränität durch EU-Strukturen und die Ausbeutung einer immer kleiner werdenden Zahl von Leistungsträgern durch einen aufgeblähten Staatsapparat, der die Masseneinwanderung von lebenslänglich zu alimentierenden Migrantengruppen fördert, die eigentlichen Gründe für die Finanz- und Euro-Krise sind.

Wie die meisten anderen linken Zeitschriftenprojekte – inzwischen gibt es jedoch löbliche Ausnahmen wie Jürgen Elsässers Compact – verweigert sich Lunapark 21 der Anerkennung der Realität, daß nur ein funktionierender Nationalstaat samt nationaler Währung und die Wiederherstellung der eigenen Identität verläßlichen Schutz vor Globalisierung, Euro-Crash und Staatsbankrott bieten.

Kontakt: Lunapark 21. An den Bergen 112, 14552 Michendorf. Das Einzelheft kostet 5,50 Euro, das Jahresabo 22 Euro. www.lunapark21.net

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