© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/11 29. Juli / 05. August 2011

Umwelt
Mehr Klarheit
Volker Kempf

Wirtschaft und Politik rücken immer näher zusammen, sie verfilzen sich. Das ist ein offenes Geheimnis. Auf der Strecke bleibt dabei der Verbraucher. Damit müßte aber auch die Stunde der Verbraucherschützer schlagen, auf deren Formierung der Soziologe Helmut Schelsky schon in den siebziger Jahren wartete. Konsumentenschutz hat seither deutlich an Bedeutung gewonnen und sorgt in jüngster Zeit für Schlagzeilen. Denn eine von Verbraucherschutzzentralen betriebene neue Internetseite informiert nicht nur über Mogelpackungen, sondern wird auch noch mit den Weihen versehen, durch das Bundesverbraucherministerium gefördert zu sein. Von Großkonzernen kamen im Vorfeld schon die Empörungsrufe, das sei ein „Pranger“. Tatsächlich wird das Portal fachkundig moderiert und Hinweise auf täuschende Lebensmittelverpackungen überprüft, bevor sie ins Netz gestellt werden.

Das Recht schafft die Spielregeln, was wie etikettiert und verpackt werden darf, nicht eine Internetseite, argumentieren Kritiker. Aber das Recht kann nicht alles regeln, auch dem Geist des Rechts muß entsprochen werden, wenn es Gültigkeit haben soll. Doch das liegt nicht im Trend der Zeit. Von daher schließt das besagte Internetportal tatsächlich eine Lücke. Entsprechend groß ist die Nachfrage. Es kam wegen zu hoher Zugriffszahlen noch Tage nach dem Start immer wieder zu Zusammenbrüchen. Ein schwacher Trost für die, denen das Portal ein Dorn im Auge ist. Es ist aber auch ein schwacher Trost für die, die sich vor allem ein Portal über Politiktäuschungen wünschen, das dann „Politikerklarheit.de“ heißen müßte. Mit staatlichen Zuschüssen dürfte hier niemand rechnen. Ein Fall für Bürgerrechtler und Idealisten wäre das. Die Internetadresse ist noch frei, die Stunde der medialen Aufmerksamkeit dafür wäre günstig.

 www.lebensmittelklarheit.de

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