© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/11 29. Juli / 05. August 2011

„Gewalt lehnen wir ab“
Ronald Gläser

Herr Stürzenberger, die internationale Islamkritikerszene ist nach dem Amoklauf von Anders Behring Breivik ins Visier von Medien und Politikern geraten. Hatten Sie oder jemand anders von Politically Incorrect (PI) jemals Kontakt zu ihm?

Stürzenberger: Nein. Der ist uns völlig unbekannt. Es ist, wie der norwegische Polizist gesagt hat: Er kam aus dem Nichts.

Was bedeutet dieser Amoklauf für PI?

Stürzenberger: Wir sind alle noch völlig geschockt, daß jemand so eine abscheuliche Tat vollbringen konnte. Zum anderen registrieren wir jetzt, daß verschiedene TV-Sender, Zeitungen, Onlineportale und auch Politiker versuchen, uns in diese Sache mit hineinzuziehen. Das ist aber völlig abwegig. Wir bringen sachlich fundierte Islamkritik und rufen keinesfalls zur Gewalt auf. Komischerweise sind es ausgerechnet die Politiker und Medien, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ständig betont haben, die al-Qaida-Anschläge hätten nichts mit dem Islam zu tun. Jetzt versuchen die, alle Islamkritiker in Sippenhaft für einen einzelnen irren Amokläufer zu nehmen. Da wird auf einmal mit zweierlei Maß gemessen. Hier möchten uns politisch Andersdenkende ganz einfach eins auswischen.

Andererseits haben Sie aber auch jedem Moslem eine Nähe zu Islamisten unterstellt. Werden Sie etwas ändern an pi-news.net?

Stürzenberger: Wir sehen keinen Grund dafür. An unseren Artikeln gab es sowieso noch nie etwas auszusetzen. Vielleicht werden wir in Zukunft bedenkliche Kommentare noch genauer anschauen müssen. An unserer Grundhaltung ändert sich aber nichts. Wir sind für die Menschen – und nicht gegen sie. Das heißt auch, daß wir für die Moslems sind. Wir wollen ihnen helfen, sich von den Fesseln dieser Religion zu befreien, die ihnen auch die Integration in unsere Gesellschaft erschwert.

Rechnen Sie jetzt mit Konsequenzen in Form von staatlichen Sanktionen?

Stürzenberger: Der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl hat am Dienstag im Radio eine komplette Vorratsdatenspeicherung gefordert. Das finde ich richtig. Es kann nie genug Kontrolle geben. Opferschutz muß eindeutig Vorrang vor Täterschutz haben. Wir von PI haben nichts zu verbergen. Da kann gerne alles kontrolliert werden. Wenn aber jetzt von staatlicher Seite eine politisch korrekte Meinungszensur für unsere journalistische Arbeit gefordert werden sollte, dann kommen wir DDR-Verhältnissen immer näher.

Was antworten Sie Politikern wie Claudia Roth, die jetzt die Islamkritik als solche für Breiviks Amoklauf verantwortlich machen?

Stürzenberger: Das ist ja irre. Dann wäre auch jeder Apo-Aktivist in den sechziger Jahren für den RAF-Terror der späteren Jahre haftbar zu machen. Unsere Einstellung und radikale Spinner haben nichts miteinander gemeinsam. Gewaltanwendung lehnen wir grundsätzlich ab. Wir lassen uns nicht mit einem Wahnsinnigen in einen Topf schmeißen. Islamkritik ist nach wie vor berechtigt, notwendig und muß noch intensiviert werden.

 

Michael Stürzenberger (46) ist ein Vertrauter des PI-Gründers Stefan Herre. Er ist freier Journalist und arbeitet bei der islamkritischen Internetseite als Administrator.  Das Foto zeigt ihn bei einer Veranstaltung in  Stuttgart.

 

weitere Interview-Partner der JF

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen