© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Angela Merkels erfolglose Afrika-Visite
Außer Spesen nix gewesen
Arnulf Rall

Es sollte der positive Auftakt zum Sommerloch werden. Ein wenig Gutmenschentum – eine Million für hungernde Nordkenianer – und der Zugang zum afrikanischen Öl und Gas nach der Berliner Energiewende. Die Rohstoffe Afrikas sollten nicht länger den Chinesen überlassen werden. Doch es kam anders.

Kenias Präsident Mwai Kibaki ließ die Kanzlerin warten. Angolas Präsident José Eduardo dos Santos unterschrieb drei fix geplante Verträge nicht, nicht einmal für den Kauf von einigen Patrouillenbooten für den Küstenschutz, die in einer Bremer Werft gebaut werden sollten. Grüne, Linke und SPD polemisierten in vergeblicher Schrille gegen die neuen Rüstungsexporte der „Waffenhändlerin“. Für die von Angela Merkel thematisierte „strategische Zusammenarbeit“ in Energiefragen hatten die Öl- und Gasnationen Angola und Nigeria nur ein müdes Schulterzucken übrig. Denn Deutschland fehlt ein international operierender Gas- und Mineralölkonzern, der wie die Amerikaner, Chinesen, Briten, Franzosen oder Italiener tatsächlich größere Öl- und Gasfelder erschließen kann. Nach dem Scheitern der jahrzehntelangen Pläne für einen Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven könnte Deutschland nigerianisches Flüssiggas, für das sich Merkel interessierte, nicht einmal anlanden.

Das Fehlen einer strategischen nationalen Industriepolitik in Sachen Energie rächt sich nun. An den für Afrika zu teuren und aufwendigen Windrädern und Solarpanelen, die Merkel unverdrossen an den Mann bringen wollte, haben die Afrikaner kein Interesse gezeigt. Ebenso wenig wie an ihren Lektionen zur Korruptionsbekämpfung. Am wenigsten interessierten sie den einstigen Marxisten und DDR-Verbündeten Dos Santos – heute Angolas reichster Mann –über den seit 1979 als Präsident alle wichtigen Verträge und das entsprechende Bakschisch laufen. Daher wird die Lürssen-Werft in Bremen wahrscheinlich noch lange auf ihren Auftrag warten müssen.

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