© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Predigt unterm Regenbogen
Islamisierung: Der Salafist Pierre Vogel tritt öffentlichkeitswirksam in Hamburg auf
Michael Johnschwager

Allah schlug sich auf die Seite der Salafisten. Zumindest konnte dieser Eindruck am vergangenen Samstag in Hamburg entstehen, als der deutsche Islamist Pierre Vogel seine Heilsbotschaften verkünden wollte. Ein plötzlich einsetzender heftiger Regen hörte rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn auf. Einer der wenigen nichtmuslimischen Teilnehmer auf dem Platz vor dem Dammtor-Bahnhof fragte in die Runde, ob die Veranstalter wohl den aufziehenden Regenbogen als Zeichen der Bestätigung ihrer Botschaft interpretierten und stieß auf Unverständnis.

Hamburg war die nächste Station der im April in Frankfurt am Main begonnenen öffentlichkeitswirksamen „Tournee“ des salafistischen Predigers Vogel. Die Auftritte an zentralen innerstädtischen Orten sichern ihm und seinen Thesen die maximale Aufmerksamkeit von Sicherheitsbehörden, Medien und Islamkritikern. So auch in der Hansestadt.

Die Veranstaltung selbst stand bis zuletzt auf Messers Schneide. So hatte unter anderem der Innenexperte der Hamburger CDU, Kai Voet van Vormizeele, verlautbaren lassen, Vogel sei ein gefährlicher Islamist und habe in der Stadt nichts zu suchen. Der SPD-geführte Senat habe die Pflicht, diese demokratiefeindliche Veranstaltung zu verhindern. Unter den Anhängern Vogels kursierte unterdessen ein Handzettel, der dazu aufrief, „sich von keinem dieser Islamhasser in keinster Weise provozieren zu lassen“. Dann folgt ein Boykottaufruf gegenüber den Medien, „die selbst die Propaganda des Dritten Reiches weitaus übertroffen haben“.

Obwohl von den Behörden die Trennung von männlichen und weiblichen Zuhörern untersagt war, erreichten die Veranstalter mit orientalischer Höflichkeit, daß sich Frauen und Männer getrennt linker beziehungsweise rechter Hand der Bühne plazierten. Ein junger islamischer Funktionär äußerte sich dennoch enttäuscht über die seines Erachtens nach zu geringe Präsenz von geschätzten rund 1.000 Teilnehmern. Beim Auftakt der Veranstaltungsreihe in Frankfurt hätten die Salafisten locker ein Mehrfaches an Anhängern auf die Straße gebracht.

Noch bevor Pierre Vogel die Bühne betritt, hört man aus rauhen Kehlen mehrfach ein „Allahu akbar“. Nachdem einer der Organisatoren die staatlichen Auflagen verlesen hat, ergreift Vogel das Wort. Er berichtet, wie er vor zehn Jahren als 22jähriger zum Islam konvertiert ist. Darauf folgen Elogen, wie dieser Schritt sein Leben bereichert habe. Er trägt dies mit Inbrunst vor und wirkt dabei felsenfest überzeugt. Dann kritisiert er das von den Behörden verhängte Verbot, sich zur Situation in Afghanistan zu äußern. Es folgen nicht enden wollende Ausführungen zu der Frage, ob der Islam die Frauen unterdrücke. Dies würden nur „staatliche Hampelmänner“ behaupten, die nicht wahrhaben wollen, daß etwa allein die Muslima darüber befinde, welche Kleidung sie bevorzugt. Er spricht auch das Bedrohungsszenario an, dem er ausgesetzt sei. So habe man ihn einzuschüchtern versucht und gedroht, „er werde aus Hamburg nicht wieder lebendig heimkehren!“

Unter den zahlreich vertretenen weiblichen Muslimen befindet sich ein gutes Dutzend, das sich über das Vermummungsverbot mit einem Ganzkörperschleier (Burka) nonchalant hinwegsetzt. Befragt nach den Gründen ihrer Präsenz hüllen sich auch die Unverhüllten in Schweigen. Leisten sie nur der Aufforderung des Handzettels Folge, der die Muslime auffordert, „sich von jedem Interview zu distanzieren, denn die Medien würden euer Gesagtes nur verdrehen und aus dem Kontext ziehen?“

Unter einer Fußgängerbrücke am Rande des Veranstaltungsplatzes findet sich unterdessen das versprengte Häufchen Gegendemonstranten wieder. In ihrer Zusammensetzung geben sie das Bild einer wenig homogenen Gruppe wieder. So schwingt einer von ihnen eine Israelfahne, ein anderer hebt die amerikanische Flagge in die Höhe. Sie skandieren „Freiheit!“, sowie„Salafisten sind Faschisten!“ Auch Anhänger der islamkritischen Partei „Die Freiheit“ sowie ein Mitglied des „Zentralrats der Ex-Muslime“ zeigen Flagge.

Beim nächsten Auftritt von Pierre Vogel werden sich vermutlich alle wiedersehen.

 

Pierre Vogel

Der Islamist Pierre Vogel (Interview JF 49/10) wurde 1978 als Sohn eines deutschen Gastwirtes in der Nähe von Köln geboren und evangelisch getauft. Mit 22 konvertierte der damalige Profi-Boxer zum Islam und nennt sich seitdem Abu Hamza. Vogel, der eine Muslima geheiratet hat und in Mekka studierte, hängt der besonders strengen Richtung des Salafismus an.

Der Salafismus ist eine fundamentalistische Strömung des Islam, deren Anhänger teilweise weniger orthodoxe Moslems als „Ungläubige“ bezeichnen. Für die Salafisten gelten nur die Quellen aus der Zeit Mohammeds und der drei nachfolgenden Generationen. Sie treten für die Scharia ein, streben einen islamischen Gottesstaat an und stellen sich damit gegen das Grundgesetz. Nach Ansicht des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen geht von dieser radikalen Form des Islams ein großes Sicherheitsrisiko aus, da sie den „geistigen Nährboden für Terroristen“ bereite. In Deutschland bekennen sich viele Konvertiten zum Salafismus.

Foto: Pierre Vogel bei seinem Auftritt in Hamburg: „Propaganda des Dritten Reiches übertroffen“

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