© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Italien und neue Ideen zur Euro-Rettung
Wimpernklimpern
Bernd-Thomas Ramb

Nach Griechenland, Irland und Portugal hatte jeder auf Spanien als nächsten Pleite-Aspiranten getippt. Nun ist Italien zuvorgekommen. Nicht wirklich überraschend, denn Italien gehörte von Anfang an zu den berüchtigten PIIGS-Staaten, denen ein langfristig erfolgreiches Management ihrer Staatsschulden nicht zugetraut wurde. Dennoch wirft der Zeitpunkt der italienischen Krisenverschärfung Fragen auf: Warum nicht zunächst Spanien, warum nicht zuvor die nächste Irland-Krise?

Ein Motiv könnte in der Person des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi liegen. Er ist bei seinen europäischen Kollegen herzlich unbeliebt, will aber nur noch zwei Jahre regieren. Ihm jetzt die Schuldenmisere Italiens zuzuschreiben und möglicherweise damit zu stürzen, erscheint vielen opportuner als die spätere Belastung einer vielleicht sozialistischen Regierung. Ein zweites, rein inneritalienisches Motiv könnte lauten: Lust auf Teilhabe. Die faktische Errichtung einer Transferunion in Europa, mittlerweile sogar von CDU-Politikern nachdrücklich als Gesetz gefordert, bietet den Italienern die Option auf zusätzliche Einnahmen. Da ist ein rechtzeitiger treuherziger Augenaufschlag hilfreich – frei nach dem alten Werbespruch: „Ische abe doch gar keine Geld.“ Können solche Augen lügen? Im Falle des italienischen Mammut-Schuldenberges garantiert nicht.

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