© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Grüße aus Athen
Krieg gegen die Polizei
Panajotis Doumas

Dreißig Tonnen Schutt – Marmor, Stein, Glas – wurden am letzten Freitag vom Syntagma-Platz gekehrt. Dreißig Tonnen, die gegen die Spezialtruppen der Polizei geworfen wurden. Fazit: 131 Polizisten wurden teils schwer verletzt, einer davon wird seinen rechten Arm amputieren lassen müssen. Ein schales Ergebnis im Umgang mit „friedlichen Demonstranten“.

Athen hat sich abermals in eine Dritte-Welt-Stadt verwandelt, und die Schuld dafür tragen nicht die linksextremen Terrorgruppen, sondern verantwortlich ist natürlich die Athener Polizei. Staatliche Provokateure hätten ihre Hand im Spiel, hört man immer wieder. Und das finden alle ganz normal. Es ist normal, daß sich Tausende Polizisten immer wieder der wütenden Gewalt von Linken, Autonomen, Anarchisten und Kommunisten stellen müssen. Aber es ist inakzeptabel, daß ein Polizist, der wochenlang bei brütender Hitze beschimpft und angegriffen wird, überreagiert. Das alles für 800 bis 1.000 Euro im Monat.

Uniformierter Dienst wird in Griechenland geringgeschätzt. Das Grundgehalt eines Zeitsoldaten, Polizisten, Feuerwehr- oder Grenzschutzbeamten beträgt nicht mehr als 300 Euro. Der Rest seines Einkommens basiert auf Beihilfen in puncto Dienstzeit, Dienstgrad und Spezialisierung. Uniformierte Beamte sind die einzigen nicht privilegierten Beamten. Und so entspricht deren Gehalt dem Lohn eines Angestellten im Sicherheitsgewerbe. Auffällig dabei ist, daß die Polizei seit Mitte der 1970er Jahre vom linken Establishment diskreditiert wird.

Dabei verdrängen die etablierten Medien geflissentlich, daß ein Polizeibeamter nur Befehle ausführt. Grundsätzlich aber vergessen sie, daß es sich seit Jahren in Athen nicht mehr „nur“ um Unruhen handelt, sondern um einen Krieg. Einen Krieg gegen die Ordnung. Gegen die Polizei. Mehrere einfache Polizisten wurden in den letzten drei Jahren von Terroristen kaltblütig hingerichtet. Auf linken Internetseiten, wie Athens Indymedia, werden Gesichter von Polizisten – manchmal mit Name und Addresse – veröffentlicht.Das alles für höchstens 1.000 Euro.

Für 1.000 Euro sollen die Polizisten die Befehle einer Regierung ausführen, die sie nicht unterstützt und bei jeder Angelegenheit als Sündenbock darstellt.

 

Panajotis Doumas ist Unternehmer, Mitglied des Händlervorstands von Attika und Direktor der Netzsseite www.e-grammes.gr

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