© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Quotenkampf im Hühnerstall
Christian Schwiesselmann

Der Quotenfrauenwitz wird den Blondinenwitz ablösen, spottet der Schriftsteller Michael Klonovsky. Anschauungsmaterial für die Prognosekraft seiner These lieferte dieser Tage ein emotionaler Ausbruch in der Frauengruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Eine schlichte Pressemitteilung der Gruppenchefin Rita Pawelski machte den latenten Konflikt zwischen Union und FDP um die gesetzliche Frauenquote in den Vorstandsetagen von Großunternehmen, der ansonsten im koalitionären Schmiedefeuer vor sich hinschwelt, öffentlich. „Die Aussage von Justizministerin Leutheusser-Scharrenberger, wonach für die Einführung der Frauenquote dem Familienministerium die Zuständigkeit fehle, sind nicht zutreffend.“ Zusammenarbeit sei gefragt und kein verspätetes Kompetenzgerangel, giftete Pawelski in Richtung der FDP-Dame.

Zuvor hatte ebendiese Familienministerin Kristina Schröder (CDU) die Kompetenz für die Einführung der Quote abgesprochen. Da ein Gesetzentwurf, mit dem die Bundesregierung börsennotierten Unternehmen einen höheren Frauenanteil verordnen will, in Aktien- und Gesellschaftsrecht eingreife, falle er in die Zuständigkeit der Bundesjustizministerin. Wohl nicht von ungefähr startete Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ihren Angriff auf der Konferenz der „Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex“. Eine Konferenz, deren Name nach Selbstverpflichtung klingt. Immerhin verteidigte die Gegnerin einer gesetzlichen Quote damit einen der wenigen liberalen Restposten in der mittlerweile fast völlig egalitarisierten Partei. Die 59jährige Linksliberale, die immer wieder laut über einen politischen Seitensprung mit den Sozialdemokraten nachdenkt, sieht die letzten Felle der FDP davonschwimmen.

Tatsächlich werden beim Thema Frauenquote drei grundverschiedene Herangehensweisen in Merkels Hühnerstall begackert. Während die „Glucke Uschi“ (Arbeitsministerin Ursula von der Leyen) bis 2018 eine Frauenquote von 30 Prozent in allen Aufsichtsräten und Unternehmensvorständen erzwingen will, möchte das „Küken Krissy“ (Kristina Schröder) nur sanften Druck ausüben. Falls die Unternehmen die gesteckten Ziele nicht erreichen, droht ihnen nach Vorstellung Schröders ein mehrstufiges Sanktionsverfahren.

Das abgebrühte „Suppenhuhn Schnarre“ (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger) weiß, daß sich die Unionshühner nur im Ziel, nicht aber in der Wahl der Mittel einig sind. Geschickt versuchte sie daher die Brutzeit Schröders zu nutzen, um deren Gelege an sich zu reißen. Es wird ihr nichts nützen. Sie wird die Hähne der Dax-Unternehmen nicht vor dem Kochtopf retten, auch wenn sie die besseren volkswirtschaftlichen Argumente auf ihrer Seite hat.

Am Ende wird der Spötter Klonovsky recht behalten: „Nachdem ihre gesunden Instinkte die Frau davon abgehalten haben, sich dem männlichen Horntier gleich ins Joch zu begeben, will man sie nun per Quote dazu zwingen.“ Ganz dumme Hühner machen das freiwillig.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen