© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Haltungsnote
Wellenreiter
Tilmann Wiesner

Trotz der „perfekten Welle“ (Popgruppe Juli) des Deutschpops dominiert bei den Radiosendern hierzulande nach wie vor englischsprachige Musik den Äther. Diese Feststellung wäre keine Zeitungszeile wert, gäbe es nur Privatsender, bei denen die Nachfrage das Angebot bestimmt.

Beim öffentlich-rechtlichen Zwangsabgaben-Rundfunk sieht die Sache anders aus. Da gehe es um politische und wirtschaftliche Interessen, meint Peter Jaensch. Genauer: „Um den aus Gebühren finanzierten Absatz der englischsprachigen musikalischen Massenware!“

Der Leiter der Dresdner Regionalgruppe macht gemeinsam mit der Dortmunder Geschäftsstelle des Vereins Deutsche Sprache mobil gegen den Rückzug der deutschen Sprache im Mitteldeutschen Rundfunk. Er hält es für „höchste Zeit, sich einzumischen“ und im „eigenen Land für deutsche Musik zu kämpfen“. Zum 2. Juli ruft er daher zu einer Demonstration auf, die ab 11 Uhr vom Leipziger Hauptbahnhof bis zum MDR-Hochhaus am Augustusplatz führen soll. Die Sprachschützer wollen nicht nur einen größeren Anteil deutscher Musik im Rundfunk herbeidemonstrieren, sondern auch eine bessere Förderung deutschsprachiger Musiker erreichen.

Sie stützen ihr Ansinnen vor allem auf den Schlußbericht der Bundestags-Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ aus dem Jahre 2007. Darin wurde in der „medialen Öffentlichkeit ein Verlust an Sprachbewußtsein, ein schrumpfender Wortschatz“ konstatiert und den Rundfunkanstalten nahegelegt, sich „ihrer sprachlichen Vorbildfunktion noch stärker bewußt zu sein“. Vielleicht bedarf es aber gar keines Bürgerprotestes. Der Verein Deutsche Sprache wies selbst darauf hin, daß 2010 sechs der zehn erfolgreichsten deutschen Interpreten in ihrer Muttersprache sangen.

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