© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Deutsche Reparationen an Griechenland zur Euro-Rettung
Ewiger Zahlmeister
Karl Albrecht Schachtschneider

Die Deutschen haben im Zweiten Weltkrieg Griechenland besetzt und den Griechen großes Leid zugefügt. Folglich müßten wir die Schulden der Griechen bezahlen. Das schreibt uns Albrecht Ritschl, Professor für Wirtschaftsgeschichte der London School of Economics, via Spiegel ins Stammbuch. Die deutsche Schuld ist immerwährende Erbsünde.

Die politische und mediale Klasse versteht das, das Volk nicht. Ob noch Schäden offen sind, stehe dahin, aber in 66 Jahren verjähren auch Reparationsschulden. Verträge gibt es darüber nicht. Zu ersetzen sind völkerrechtlich Schäden, die aus dem schädigenden Handeln folgen. Die Finanznöte Griechenlands haben mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu tun. Sie beruhen auf den Verführungen der falschen Währung und auf der perennierenden Korruption im schönen Hellas, aber auch auf der Schutzlosigkeit des Landes im offenen Markt mit überlegenen Industrien.

Die Finanzhilfen kommen auch nicht den Griechen zugute, sondern nur deren Gläubigern in aller Welt. Sie sollen „unseren Euro“ retten, also unserem eigenen Interesse dienen. Das wäre eine perfide Wiedergutmachung. Dem IWF, der EU und den Kriegsgegnern Deutschlands, die sich auch verpflichten, kann eine Reparationsschuld schlecht aufgebürdet werden. Letztlich will Ritschl die Verpflichtung fundieren, die deutsche Wirtschaftskraft für einheitliche Lebensverhältnisse in ganz Europa einzusetzen, nicht anders als das Jürgen Habermas jüngst im Handelsblatt postuliert hat. Politische Moralisten haben immer Unheil angerichtet. Sie sind nicht die moralischen Politiker, die das Land braucht.

In der EU-Krise gilt es, Recht und wirtschaftliche Vernunft zu wahren. Vertrags- und Verfassungstreue stehen jetzt auf der Tagesordnung in Karlsruhe. Die Völker Europas haben ein eigenes Schicksal. Das muß auch die Wirtschafts- und Sozialordnung respektieren. Nur die Völker können die Freiheit verwirklichen und ihre Politik demokratisch legitimieren. Nur die Einzelstaaten, als Nationen homogen, können Rechtsstaaten sein. Ein europäisches Europa, das l‘Europe des États, kann durch Verträge den Frieden nach außen und innen sichern.

Die Integrationisten erpressen mit dem Scheitern des Euro, ihrem absurden Hebel, einen zentralistischen Großstaat mit nivellierten Untertanen unter einer bürokratischen Obrigkeit, nach der kapitalistischen Phase sozialistisch. Die Versuche, mit der Schuldenunion den Euro zu retten, sind die Krise der Freiheit und des Rechts, aber auch der Prosperität der Völker. Sie werden an den ökonomischen Gesetzen zerschellen. Ritschl hat die Industriellen, die sich aus Eigennutz per Annonce für den Euro stark gemacht haben, noch an Dummheit übertroffen.

 

Prof. Dr. Karl A. Schachtschneider klagt mit Fachkollegen gegen die Griechenlandhilfe und den Euro-Rettungsschirm.

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