© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Schuldanteil der Medien an der Demokratiekrise
„Politainment als Pausenfüller“
(jr)

Norbert Lammerts Reden gelten als berüchtigt, weil sie stets zu demokratietheoretischen Referaten ausufern. Die Erfahrung des Bundestagspräsidenten mit einschlafenden Auditorien klingt denn auch in seiner jüngsten Medienschelte an. Im Organ der Konrad-Adenauer-Stiftung (Die politische Meinung, 498-2011), das sich dem Modethema „Demokratiekrise“ stellt, schiebt der Sozialwissenschaftler Lammert Presse und Fernsehen die Hauptschuld zu, daß unser „System ins Wanken“ gerate. Die Politikberichterstattung habe sich dem Vorrang der Bilder und Schlagzeilen, dem Trend zur Kürze und Schnelligkeit, dem Primat der Unterhaltung unterworfen. Aufmerksamkeit fordernde Texte, Gründlichkeit, Information blieben auf der Strecke. Zuletzt habe die FAZ vor diesem „Generaltrend unseres Mediensystems“ kapituliert, als sie ihre Titelseite zu illustrieren begann. ARD und ZDF hätten ihre Parlamentsberichte zu Phoenix ausgelagert, wo sie zusehends von „Königshochzeiten“ verdrängt würden. „Politikshows“ und „Politainment“ beherrschten als „Pausenfüller“ die Programme der öffentlich-rechtlichen Anstalten, während bei den Privaten der Politikanteil in den Nachrichten „stabil unter zwanzig Prozent“ liege. Immerhin beweist Lammert mit seiner aktuellen Kritik zur Wahlrechtsänderung (Seite 5), daß er auch seinen Politikerkollegen die Leviten lesen kann.  www.kas.de

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