© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Unter falscher Flagge
Lüge, Hochstapelei: Antifa-Journalisten geben sich als Vertreter von „Qualitätsmedien“ aus / Betroffene Medien reagieren gelassen
Ronald Gläser

Christian Jung war zufrieden. Zur Gründungsveranstaltung des Landesverbandes Bayern der neuen Partei „Die Freiheit“ vor knapp drei Wochen hatten sich mehrere Journalisten angemeldet. Nur eine Reporterin war eigentümlich hartnäckig, wollte den Ort der Veranstaltung vor allen anderen wissen: Claudia Müller-Philippsburg vom Deutschlandfunk insistierte mehrfach deswegen. Einmal schrieb sie, sie müsse ihren Sohn vorher zum Fußball bringen („Sie können sich sicherlich vorstellen, wie schwierig es ist, Beruf und Kinder als Journalistin unter einen Hut zu bringen“). Ein anderes Mal mußte ein Fotograf mitkommen. Und ein Auto habe sie auch nicht.

Jung blieb hart und lag richtig damit. Eine Claudia Müller-Philippsburg gibt es gar nicht beim Deutschlandfunk. Die Dame hat sich eine falsche Identität zugelegt, um an eine einzige Information zu kommen: den genauen Ort der Versammlung.

Gleiche Veranstaltung, ähnliche Vorgehensweise: Der Antifa-Journalist Tobias Bezler meldete sich zwar mit seinem richtigen Namen an, fügte aber hinzu, er arbeite unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, für Bild München und die Süddeutsche, um seinem Anliegen einen Qualitätsanstrich zu verpassen. In Wirklichkeit fotografiert er Teilnehmer rechter Veranstaltungen, um die Fotos hinterher auf Antifa-Netzseiten, wo er sich Robert Andreasch nennt, zu veröffentlichen. Typischer Prangerjournalismus. Bei Bild hingegen kennt ihn niemand. Und auch der BR und die SZ haben eine Autorenschaft Bezlers auf JF-Nachfrage nicht bestätigt.

Nun gehört Camouflage zum Handwerk eines Journalisten. Manche Informationen sind nur so zu bekommen. Trotzdem sind die geschilderten Fälle nicht mit dem Berufsethos in Einklang zu bringen. Antifa-Journalisten sind keine neutralen Berichterstatter, sondern Gegner. Sie sehen sich auch selbst so. Ebenso ärgerlich ist, daß die Medien sich nicht darum sorgen, wer in ihrem Namen auftritt. Eine Anfrage an den Bayern-Korrespondenten des Deutschlandfunks, was der Sender gegen Frau Müller-Philippsburg zu tun gedenke, sei ohne Ergebnis geblieben, klagt Jung.

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