© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Abschußliste
Münster: Der Hindenburgplatz soll umbenannt werden und auch Agnes Miegel hat als Namenspatronin ausgedient
Ronald Gläser

Nach jahrelanger Debatte ist es jetzt soweit: Der Hindenburgplatz in Münster soll umbenannt werden. Eine Kommission des Stadtrats empfiehlt dies – ohne jedoch einen Vorschlag für einen neuen Namen zu unterbreiten. Der Grund sei die „unrühmliche Rolle“, die Reichspräsident Paul von Hindenburg bei der nationalsozialistischen Machtergreifung gespielt habe, berichtet die Ibbenbürener Volkszeitung. Seit den neunziger Jahren gab es Bemühungen, den Namen Hindenburg aus dem Stadtbild Münsters zu tilgen.

Zwar habe das Ergebnis der Kommission nur empfehlenden Charakter. Andererseits hätten mehrere Ratsmitglieder der Kommission angehört, darunter der Bürgermeister Markus Lewe (CDU). Daher sei es unwahrscheinlich, daß der Rat der Stadt nicht dem Votum folgt.

Der Platz vor der Westfälischen Wilhelms-Universität ist nur das prominenteste Opfer der Kommission: Münster steht eine kleine Umbenennungswelle bevor. So sollen auch die Agnes-Miegel-Straße (ostpreußische Heimatdichterin), die Wagenfeldstraße (Karl Wagenfeld, Dichter), der Franz-Ludwig-Weg (Jurist), der Stehrweg (Hermann Stehr, Schriftsteller) und der Castelleweg (Friedrich Castelle, Journalist) umbenannt werden.

Hindenburg steht in ganz Deutschland als Namenspatron seit Jahren auf der Abschußliste
(JF 13/08). 2008 wurde nach langer Diskussion das Hindenburggymnasium in Trier umbenannt. Im vergangenen Frühjahr regten linke Aktivisten die Umbenennung der Mainzer Hinburgstraße an.

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